Ribosomen

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Struktur und Funktion von Ribosomen

Ribosomen sind komplexe Molekularmaschinen und zentral für die Proteinbiosynthese in allen lebenden Zellen. Sie lesen die genetische Information der mRNA ab und übersetzen sie in eine spezifische Aminosäuresequenz, um Proteine zu synthetisieren.

Unterschiede zwischen prokaryotischen und eukaryotischen Ribosomen

Prokaryotische und eukaryotische Zellen unterscheiden sich in der Größe und Konfiguration ihrer Ribosomen, wobei diese Unterschiede von erheblicher medizinischer Bedeutung sind:

  • Prokaryotische Ribosomen (70S):
    • Bestehen aus einer 50S und einer 30S Untereinheit.
    • Sind Ziele für verschiedene Antibiotika, was sie zu einem Schlüsselfaktor in der Behandlung von Infektionen macht.
  • Eukaryotische Ribosomen (80S):
    • Bestehen aus einer 60S und einer 40S Untereinheit.
    • Befinden sich sowohl frei im Cytoplasma als auch gebunden am rauen endoplasmatischen Retikulum.

Unterschiede zwischen der großen Untereinheit (rot) und der kleinen Untereinheit (blau) von Ribosomen.1

Lokalisation und Funktion von Ribosomen

Ribosomen können sowohl frei im Cytoplasma als auch gebunden am rauen endoplasmatischen Retikulum (ER) vorkommen:

  • Freie Ribosomen synthetisieren meist Proteine, die ihre Funktionen innerhalb des Cytoplasmas ausüben.
  • Gebundene Ribosomen am ER sind verantwortlich für die Synthese von Proteinen, die in die Membranen integriert oder in den extrazellulären Raum ausgeschleust werden.

Die Rolle von Polysomen

Polysomen, oder Polyribosomen, sind Gruppen von Ribosomen, die gleichzeitig an einem einzigen mRNA-Strang arbeiten. Diese Konfiguration erhöht die Effizienz der Proteinbiosynthese erheblich, da mehrere Kopien eines Proteins gleichzeitig hergestellt werden können.

Ribosomen und Antibiotika

Die spezifische Empfindlichkeit prokaryotischer Ribosomentypen gegenüber bestimmten Antibiotika wie Makrolide, Tetrazykline und Chloramphenicol ist ein wichtiges Therapieprinzip. Durch die selektive Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese können diese Antibiotika bakterielle Infektionen bekämpfen, ohne die Ribosomen eukaryotischer Zellen zu beeinträchtigen.

Critical Insight

Das IMPP fragt besonders gerne nach den Unterschieden in der Struktur und Sensitivität von Ribosomen gegenüber Antibiotika. Versteht die Unterschiede zwischen prokaryotischen und eukaryotischen Ribosomen und ihre klinische Relevanz.

Bindungsstellen und Aktivitäten im Ribosom

  • mRNA-Bindungsstelle: Hier bindet die mRNA, um ihre codierte Information ablesen zu lassen.
  • tRNA-Bindungsstellen: Spezifische Stellen für die Ankopplung von tRNA-Molekülen, die Aminosäuren für die Proteinbildung liefern.
  • Peptidyltransferase-Aktivität: Diese katalytische Funktion der großen Untereinheit bildet die Peptidbindungen zwischen Aminosäuren.

Prozess der Translation.2

Zusammenhang zwischen Antibiotika und Ribosomen

Die Unterscheidung zwischen 70S und 80S Ribosomen ist entscheidend für den zielgerichteten Einsatz von Antibiotika, die bakterielles Wachstum hemmen, ohne eukaryotische Zellen zu schädigen.

Dieses Wissen über Ribosomen hilft euch, die grundlegenden Mechanismen der Zelle zu verstehen und die therapeutischen Strategien gegen Infektionen besser zu begreifen.

Ribosomen in Organellen und spezielle Adaptationen

Ribosomen spielen eine zentrale Rolle in der Zelle, da sie die Proteinsynthese steuern. Während in den meisten Eukaryoten Ribosomen als 80S Typen vorliegen, existieren in spezifischen Organellen, den Mitochondrien und Chloroplasten, Varianten, die von ihren prokaryotischen Vorfahren abstammen.

Ribosomen in Mitochondrien

Die Ribosomen in den Mitochondrien, oft als Mitoribosomen bezeichnet, sind von entscheidender Bedeutung für die Synthese von Proteinen, die ausschlaggebend für die Funktionalität der Mitochondrien sind. Diese Ribosomen kann man als 55S klassifizieren, wobei diese eine feinere Kategorisierung im Kontext der prokaryotischen 70S Ribosomen darstellt.

Struktur der Mitoribosomen

Die Mitoribosomen setzen sich aus zwei Untereinheiten zusammen:

  • Die 39S große Untereinheit
  • Die 28S kleine Untereinheit

Diese Untereinheiten ähneln in ihrer Struktur den bakteriellen 70S Ribosomen und illustrieren die evolutionäre Verwandtschaft zwischen Mitochondrien und Bakterien gemäß der Endosymbiontentheorie.

Kernkodierte Proteine und rRNA

Die rRNAs der Mitoribosomen werden von der mitochondrialen DNA kodiert, während die Proteine, die für die Ribosomenfunktion benötigt werden, im Zellkern kodiert und posttranslational nach ihrer Synthese in die Mitochondrien importiert werden.

Ribosomen in Chloroplasten

In Chloroplasten finden wir ebenfalls 70S Ribosomen, die ähnlich wie die Mitoribosomen eine besondere Form darstellen, die sich von den typischen 80S Ribosomen der Eukaryoten unterscheidet. Diese spezielle Art von Ribosomen ist entscheidend für die Synthese von Enzymen, die für den Photosyntheseprozess unabdingbar sind.

Rolle bei der Enzymsynthese

Die Ribosomen der Chloroplasten spielen eine zentrale Rolle bei der Produktion von wichtigen Enzymen, welche die Photosynthese ermöglichen. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit der autonomen Proteinbiosynthese in semi-autonomen Organellen.

Spezialisierte Mechanismen und Anpassungen

Die evolutionär erworbenen Funktionen dieser speziellen Ribosomen zeigen sich nicht nur in ihrer Struktur und Genese, sondern auch in ihrer Funktionsweise und ihrer Anpassung an die zellspezifischen Bedürfnisse. Die Integration dieser Ribosomen in die Synthese von lebenswichtigen Enzymen und Metaboliten ist ein prägnantes Beispiel für die Spezialisierung innerhalb der Zelle.

Das IMPP fragt oft nach diesen spezifischen Funktionen und Anpassungen von Ribosomen in semi-autonomen Organellen. Es ist daher wichtig, ein Verständnis davon zu haben, wie diese Organellen ihre Funktionen aufrechterhalten und spezifizieren.

Durch diese spezialisierten ribosomalen Strukturen in Mitochondrien und Chloroplasten zeigt sich die frappierende Anpassungsfähigkeit der Zellen an ihre eigenen metabolischen und funktionalen Bedürfnisse in einem evolutionären Kontext.

Zusammenfassung

  • Ribosomen sind essentielle Molekularmaschinen zur Proteinbiosynthese, die die genetische Information der mRNA in Aminosäuresequenzen übersetzen, um Proteine zu erzeugen.
  • Unterschiede in Ribosomen: Prokaryotische Ribosomen (70S) sind kleiner und Ziel von Antibiotika, während eukaryotische Ribosomen (80S) sich im Cytoplasma und am rauen ER befinden und Proteine für unterschiedliche zelluläre Bestimmungsorte synthetisieren.
  • Polysomen erhöhen die Effizienz der Proteinbiosynthese durch simultane Translation an einem mRNA-Strang, was die Produktion mehrerer Kopien eines Proteins ermöglicht.
  • Die Selektivität von Antibiotika ist durch die strukturellen Unterschiede zwischen prokaryotischen und eukaryotischen Ribosomen begründet, wodurch bakterielles Wachstum gehemmt wird, ohne eukaryotische Zellen zu beeinträchtigen.
  • Spezielle Ribosomen in Mitochondrien und Chloroplasten (bezeichnet als 55S und 70S) unterstützen die Synthese von Proteinen, die für Funktionen wie z.B. die Atmungskette und Photosynthese lebenswichtig sind.

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Footnotes

  1. Credits Unterschiede zwischen der großen Untereinheit (rot) und der kleinen Untereinheit (blau) von Ribosomen. Grafik: Vossman, Ribosome shape, CC BY-SA 3.0↩︎

  2. Credits Prozess der Translation. Grafik: Matt, Ribosome mRNA translation de, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎