Cremes

IMPP-Score: 1.2

Cremes – Typologie, Zusammensetzung und pharmazeutische Besonderheiten

Was ist eine Creme? – Ein intuitiver Einstieg

Cremes sind halbfeste Arzneiformen, also weder fest wie eine Salbe noch flüssig wie eine Lösung. Ihr charakteristisches Merkmal: Sie bestehen aus mindestens zwei nicht mischbaren Flüssigkeiten, typischerweise einer Wasserphase (hydrophil) und einer Ölphase (lipophil). Diese beiden Phasen werden mithilfe von Emulgatoren zu einer feinen, stabilen Emulsion verbunden, in der winzige Tröpfchen der einen Flüssigkeit in der anderen verteilt („dispersiert“) vorliegen.

Veranschaulichung: Denk an eine gut geschüttelte Salatsoße – Öl und Essig vermischen sich nur, wenn ein Emulgator wie Senf oder Eigelb hinzukommt. Bei Cremes passiert dasselbe: Öl und Wasser werden mithilfe pharmazeutischer Emulgatoren stabil gemischt.

Emulsionstypen: Phasenlage als Schlüssel für Eigenschaften

Cremes werden nach der sogenannten Phasenlage unterschieden – das meint, welche Flüssigkeit die äußere, kontinuierliche Phase und welche die innere, disperse Phase ist. Das ist nicht nur grundlegend für die Eigenschaften einer Creme, sondern auch extrem wichtig für das Staatsexamen.

Öl-in-Wasser (O/W): Die hydrophile Creme

  • Äußere Phase: Wasser, mit feinen Öltröpfchen darin verteilt.
  • Eigenschaften: Kühlend, leicht, wenig fettend, mit Wasser abwaschbar.
  • Anwendung: Besonders geeignet für trockene, empfindliche oder entzündete Haut, und wenn kein Fettfilm gewünscht ist.
  • Beispiele: Basiscreme DAC, viele Tagescremes, After-Sun-Lotionen.

Wasser-in-Öl (W/O): Die hydrophobe Creme

  • Äußere Phase: Öl, mit kleinen Wassertröpfchen darin verteilt.
  • Eigenschaften: Reichhaltig, schützend, okklusiver Fettfilm, schlecht wasserlöslich.
  • Anwendung: Ideal bei sehr trockener oder rissiger Haut oder zur Schutzwirkung (z. B. Kälte, Feuchtigkeit).
  • Beispiele: Wollwachsalkoholcreme, Lanolin, Weiche Creme, Cold Cream.

Die Phasenlage bestimmt …

  • … das Hautgefühl (leicht vs. fettig)
  • … die Abwaschbarkeit (wasserlöslich vs. wasserabweisend)
  • … den therapeutischen Einsatz und die Pflegeeigenschaften

Praktische Tests zur Emulsionsbestimmung

  • Abwaschtest: Lässt sich die Creme leicht mit Wasser entfernen? → O/W. Bleibt ein Fettfilm und sie ist schwer abwaschbar? → W/O.
  • Leitfähigkeitstest: Führt man Strom durch ein feuchtes Stück Creme, leitet eine O/W-Creme (wasserbasiert), eine W/O-Creme dagegen nicht.

Emulgatoren: Vermittler zwischen Öl und Wasser

Damit Öl und Wasser in Cremes stabil gemischt bleiben, braucht es Emulgatoren. Diese Substanzen besitzen sowohl einen wasserliebenden als auch einen fettliebenden Anteil. Sie lagern sich an der Phasengrenze an und verhindern das Entmischen der Emulsion.

HLB-Wert: Das Steuerungsinstrument

HLB steht für „hydrophilic-lipophilic balance“ – ein Maß für das Verhältnis von wasser- zu fettliebendem Charakter eines Emulgators.

  • Hoher HLB (>10): Eher wasserliebend – bevorzugt O/W-Emulsionen.
  • Niedriger HLB (<7): Eher fettliebend – bevorzugt W/O-Emulsionen.

Das IMPP fragt sehr gerne nach dem Zusammenhang zwischen Emulgatorwahl und Emulsionstyp!

Typische Emulgatoren und ihre Besonderheiten

  • Cetylstearylalkohol: Hauptsächlich als Co-Emulgator und Konsistenzgeber in O/W.
    • Typ A (DAC): Enthält Natriumcetylstearylsulfat (anionisch), stabilisiert O/W; häufige Basis für hydrophile Cremes.
    • Typ B: Enthält zusätzlich Natriumdodecylsulfat, seltener verwendet.
  • Wollwachs (Lanolin) und Wollwachsalkohole: Typische Emulgatoren für W/O-Emulsionen. Zeichnen sich durch hohe Wasseraufnahmefähigkeit aus; werden für schützende, fettreiche Cremes eingesetzt.
  • Nichtionische Emulgatoren: Beispiel: Polysorbat 60, Macrogol-20-Glycerolmonostearat. Besonders verträglich, geringe Wechselwirkungen; bevorzugt in Basiscreme DAC oder hydrophiler Creme DAB.

Emulgatorwahl entscheidet über Stabilität und Typ!

Der falsche Emulgator kann zur Instabilität führen oder sogar eine andere als die gewünschte Emulsion erzeugen!

Bestandteile und ihre Funktionen

Cremes sind stets ein System aus Haupt- und Hilfsstoffen, deren Kombination die Eigenschaften, Haltbarkeit und Anwendbarkeit bestimmt.

Hauptkomponenten:

  • Wasser: Lösungsmittel, fördert die Wirkstoffaufnahme und sorgt für angenehmes Hautgefühl.
  • Fettphase (Öle, Wachse): Gibt der Creme ihre Konsistenz, schützt und pflegt die Haut.
  • Emulgator(en): Sorgt für stabile Emulsion.

Häufige Hilfsstoffe:

  • Feuchthaltmittel (z. B. Glycerol): Verhindern Austrocknung der Creme und Haut (vor allem wichtig in O/W).
  • Konservierungsmittel: Schutz vor mikrobieller Kontamination – unerlässlich bei wasserhaltigen Cremes!
  • Antioxidantien: Schützen die Fettphase vor Oxidation (Ranzigwerden).

Zusammensetzung beeinflusst Anwendung und Stabilität!

Eine nicht passende Kombination kann zu Phasentrennung, mikrobiellen Problemen oder Wirkstoffverlust führen.

Typische Rezepturen – Beispiele und Besonderheiten

Zur besseren Übersicht hier zentrale Rezepturtypen:

Creme Emulsionstyp Emulgator (Beispiel) Besonderheit
Basiscreme DAC O/W Polysorbat 60, Cetylstearylalkohol Typ A Wasserbasiert, gut abwaschbar, konservieren!
Weiche Creme W/O Wollwachs, Wollwachsalkohole Fettbasiert, wasserabweisend, okklusiv
Kühlcreme DAB W/O Ohne klassischen Emulgator Mechanische Stabilisierung, Kühleffekt

Merkpunkte:

  • Hydrophile Cremes (O/W) müssen immer konserviert werden.
  • Hydrophobe Cremes (W/O) sind meist beständiger gegen Keime, teils ohne Konservierungsmittel haltbar.
  • Kühlcreme: Wird oft ohne klassischen Emulgator hergestellt, Stabilisation erfolgt mechanisch, wirkt kühlend durch Wasserverdunstung.

Herstellungsschritte – Worauf kommt es an?

Die Produktion einer Creme ist ein sensibler Prozess, in dem die Sorgfalt bei jedem Schritt entscheidend ist:

1. Rohstoffvorbereitung

  • Fettphase: Öle, Wachse, manchmal Emulgator zusammen abwiegen.
  • Wasserphase: Gereinigtes, keimarmes Wasser, ggf. wasserlösliche Zusätze.

2. Erwärmen & Schmelzen

  • Fett- und Wasserphase werden separat auf ca. 60°C erhitzt, um homogen zu werden.
  • Ziel: Beide Phasen gleich temperieren, um Klumpen oder unerwünschte Ausfällungen zu vermeiden.

3. Emulgieren

  • Abhängig vom Emulsionstyp:
    • O/W: Fettphase in die Wasserphase einarbeiten.
    • W/O: Wasser langsam in Fettphase eindispergieren.
  • Rühren: Intensiv, aber vorsichtig, um feine, stabile Tröpfchen zu erzeugen.

4. Zusätze beim Abkühlen

  • Temperaturempfindliche Wirkstoffe, Hilfsstoffe oder Konservierungsmittel werden erst beim Abkühlen (meist um 30–40°C) eingerührt.

Temperaturgenauigkeit ist entscheidend!

Zu große Temperaturunterschiede oder zu schnelles Abkühlen verursachen häufig Phasentrennung oder grobkörnige Konsistenz!

Konservierung von Cremes – Wann, womit und warum?

Wasserhaltige Cremes bieten Mikroorganismen Nährboden. Daher müssen O/W- und viele W/O-Emulsionen konserviert werden.

Typische Konservierungsmittel:

  • Sorbinsäure
  • Parabene (z. B. Methyl- und Propylparaben)

Konservierungsmittel ≠ Antioxidantien: Während Konservierungsmittel Keime bekämpfen, schützen Antioxidantien nur die Fettphase vor Verderb.

Grenzen und Risiken:

  • Allergien und Unverträglichkeiten sind möglich.
  • Wechselwirkungen können zur Inaktivierung führen (z. B. zwischen Konservierungs- und Gelbildnern).

Kontrolle durch Keimzahltest: Im Labor wird die mikrobiologische Qualität geprüft, um die Verkehrsfähigkeit der Creme zu sichern.

Das IMPP interessiert sich für wichtige Prüfmethoden!

Prüfungen der mikrobiellen Belastung oder die richtige Auswahl von Konservierungsmitteln sind häufige Staatsexamen-Themen!

Inkompatibilitäten und typische Stolpersteine

Inkompatibilitäten entstehen meist durch falsche Kombination von Wirkstoffen und Hilfsstoffen:

  • Kationische Wirkstoffe (z. B. Benzalkoniumchlorid) sind nicht kompatibel mit anionischen Emulgatoren → Instabilität oder Wirkverlust.
  • Nicht jeder Emulgator ist mit jedem Basisstoff oder jeder Arzneisubstanz verträglich.
  • Manche Wirkstoffe sind temperaturempfindlich oder hydrosensitiv – darauf muss bei Auswahl der Cremebasis und bei der Herstellung geachtet werden.

Das IMPP fragt häufig:

  • Welche Creme für welchen Wirkstoff?
  • Wie kann man problematische Kombinationen vermeiden?
  • Worauf ist bei bestimmten Konservierungsmitteln zu achten?

Zusammensetzung gut durchdenken!

Die Interaktion aller Zutaten sollte bereits vor der Herstellung bedacht werden – das bewahrt vor Instabilität und Wirkverlust!

Zusammengefasste Übersicht: Creme-Typen, Struktur & Anwendung

Typ Äußere Phase Abwaschbar Emulgatoren Typische Anwendung
Hydrophile Creme (O/W) Wasser Ja Nichtionisch/Anionisch Leichte Pflege, Schutz, Therapie
Hydrophobe Creme (W/O) Fett Nein Wollwachs, W/O-Emulgator Schutzfilm, Okklusion, trockene Haut

Beispiele im Alltag & leichte Merkhilfen

  • O/W-Creme wie Milch: kleine Fetttröpfchen in Wasser, lässt sich leicht abspülen.
  • W/O-Creme wie Butter: Wassertröpfchen im Fett, schlecht wasserlöslich, okklusiv.

Gesetzmäßigkeit für Emulgatoren:

  • O/W-Emulsion: HLB > 10
  • W/O-Emulsion: HLB < 7

In der Staatsexamensfrage immer beachten:

Phasenlage, Emulgatortyp, Konservierungsbedarf und besondere Formulierungshinweise!

Herstellung, Kontrolle und typische Anforderungen aus DAB/DAC/NRF

Zusammenfassung des Herstellungsprozesses

  • Phasenvorbereitung: Fette/Öle schmelzen lassen, Wasser ggf. abkochen.
  • Temperaturanpassung: Beide Phasen auf gleiche Temperatur bringen (meist ca. 60°C).
  • Emulgieren: Je nach Typ Wasser in Fett oder umgekehrt einarbeiten.
  • Abkühlphase: Temperaturempfindliche Zusätze und Konservierungsmittel einarbeiten.
  • Abfüllen und Lagern: Luftdicht verschließen, vor Licht und hoher Temperatur schützen.

Typische Probleme und Fehlerquellen

  • Phasentrennung: Meist Fehler bei Temperierung oder Emulgatorwahl.
  • Körnige Konsistenz: Zumeist zu rasches Abkühlen oder falsche Rezepturkomponenten.
  • Mikrobieller Befall: Fehlt ein Konservierungsmittel, verdirbt vor allem O/W-Creme rasch.

Prüfmethoden und Qualitätssicherung

  • Keimzahltest zur mikrobiellen Beurteilung.
  • Stabilitätsprüfung (Lagerversuch, Beobachtung auf Phasentrennung).
  • Dokumentation: Jeder Schritt ist nach DAB/DAC/NRF zu dokumentieren.

Abschließende Hinweise für das Staatsexamen

Merke dir für das Staatsexamen:

  • Phasenlage (O/W oder W/O) ist Dreh- und Angelpunkt für Creme-Eigenschaften!
  • Emulgatorwahl und HLB-Wert müssen zum gewünschten Emulsionstyp passen.
  • Wasserhaltige Cremes brauchen immer Konservierungsmittel.
  • Inkompatibilitäten beachten – besonders zwischen Emulgator und Wirkstoff!
  • Gängige Rezepturen (z. B. Basiscreme DAC, Kühlcreme DAB, Wollwachsalkoholsalbe) und ihre Einsatzgebiete kennen.
  • IMPP fragt gerne nach Alltagsvergleichen, Stabilitätsregeln und Problemstellungen aus der Praxis.

Mit einem systematischen Verständnis der Zusammensetzung, Herstellung und Prüfung von Cremes bist du für das Staatsexamen bestens gerüstet!

Zusammenfassung

  • Cremes bestehen aus zwei nicht mischbaren Phasen (Wasser und Öl), die mithilfe von Emulgatoren als Emulsion stabilisiert werden – O/W-Emulsionen (Wasser außen) sind leicht, wasserabwaschbar und hydrophil, W/O-Emulsionen (Öl außen) sind fettreich, schwer abwaschbar und hydrophob.
  • Die Phasenlage (äußere Phase) bestimmt das Hautgefühl, die Abwaschbarkeit, das Einsatzgebiet und wichtige Eigenschaften wie elektrische Leitfähigkeit.
  • Emulgatoren wählen den Emulsionstyp: Hoher HLB-Wert für O/W, niedriger HLB für W/O – falsche Emulgatoren führen zu Instabilität oder Phasenumkehr (Prüfungsklassiker!).
  • Cremes mit hohem Wasseranteil (O/W) müssen konserviert werden, da sie ein ideales Milieu für Mikroorganismen bieten, während wasserarme, fetthaltige Cremes (W/O) oft keine Konservierung benötigen.
  • Häufige Examensfragen betreffen die Prüfung auf Phasenlage (z. B. Abwasch- und Leitfähigkeitstest), die Funktion des HLB-Werts sowie typische Inkompatibilitäten zwischen Emulgatoren und Wirkstoffen.
  • Beispielhafte Rezepturen wie Basiscreme DAC (O/W, Polysorbat 60, immer mit Konservierungsmittel) und Kühlcreme DAB (W/O, keine Emulgatoren/Konservierungsmittel, Kühlung durch Wasserverdunstung) werden immer wieder geprüft.

Feedback

Melde uns Fehler und Verbesserungsvorschläge zur aktuellen Seite über dieses Formular. Vielen Dank ❤️