Fliehkraft
IMPP-Score: 0.3
Zentrifugalkraft (Fliehkraft) bei Kreisbewegungen – Grundlagen und Anwendungen in der Zentrifuge
Was ist die Zentrifugalkraft überhaupt?
Stell dir vor, du sitzt auf einem Karussell – sobald es sich schnell dreht, spürst du eine Kraft, die dich nach außen drückt. Das ist genau die sogenannte Zentrifugalkraft (oder umgangssprachlich: Fliehkraft)!
Im Kern beschreibt die Zentrifugalkraft die Tendenz eines Körpers, sich aus der Kreisbahn herauszubewegen, wenn er auf einer Kreisbahn unterwegs ist. Sie entsteht nicht, weil wirklich eine “nach außen ziehende” Kraft existiert, sondern aus dem Drang eines Körpers, eigentlich geradeaus weiterzufliegen (Trägheit). Unsere alltägliche Wahrnehmung auf einem Karussell stammt daher, dass wir an eine Kreisbewegung „gezwungen“ werden – das „Außen-Gefühl“ ist das Ergebnis!
Mit anderen Worten:
Zentrifugalkraft ist eine Scheinkraft, die du nur empfindest, wenn du dich in einem rotierenden System befindest (also z.B. auf dem Karussell, in einer Zentrifuge oder auch auf der Erde).
Wie entsteht und wirkt die Zentrifugalkraft?
Wenn ein Körper (wie eine Zelle in einer Zentrifuge oder auch dein Körper auf dem Karussell) auf einer Kreisbahn gehalten wird, muss ihn ständig eine Kraft zur Mitte (Zentripetalkraft) zwingen – sonst würde er „geradeaus abhauen“.
Aus Sicht des drehenden Körpers fühlt sich das Ganze aber so an, als würde eine Kraft von innen nach außen wirken – das ist die Zentrifugalkraft!
Anschaulich:
Je schneller sich etwas dreht oder je weiter es von der Achse weg ist, desto stärker zieht es nach außen.
Die Richtung der Zentrifugalkraft: Immer radial nach außen!
Ganz wesentlich: Die Zentrifugalkraft wirkt immer radial von der Rotationsachse weg.
Sie „drückt“ dich also quasi quer zur Achse nach außen.
Das ist z.B. auf der Erde am Äquator maximal (da ist der Abstand zur Achse am größten), an den Polen jedoch verschwindet sie! Denn dort ist der Abstand zur Achse gleich null – das IMPP greift genau solche Unterschiede gerne ab.
Faktoren, die die Zentrifugalkraft bestimmen
Jetzt spüren wir der Intuition hinterher: Von welchen Größen hängt die Stärke dieser Kraft ab?
- Masse des Objekts (\(m\)): Je schwerer, desto stärker ist die Zentrifugalkraft.
 - Abstand von der Drehachse (\(r\)): Je weiter außen, desto größer die Kraft.
 - Drehgeschwindigkeit (\(\omega\) = Winkelgeschwindigkeit): Je schneller sich etwas dreht, desto ausgeprägter ist die Wirkung.
 
Die Standardformel für die Zentrifugalkraft lautet deshalb:
\[ F = m \cdot \omega^2 \cdot r \]
- \(F\): Zentrifugalkraft
 - \(m\): Masse des Körpers
 - \(\omega\): Winkelgeschwindigkeit (wie oft pro Sekunde rotiert wird; in rad/s)
 - \(r\): Abstand zur Rotationsachse
 
Intuitiver Zugang zu den Symbolen
- Zweimal schneller drehen (\(\omega\) verdoppelt) → Kraft vervierfacht!
 - Doppelter Abstand zur Achse (r verdoppelt) → Kraft verdoppelt.
 
Das IMPP fragt gern, was passiert, wenn \(r\) oder \(\omega\) größer oder kleiner werden. Wichtig ist vor allem: Zellen, die weiter außen sind, erleben eine stärkere Zentrifugalkraft als Zellen näher an der Achse.
Je größer der Abstand \(r\) bei gleicher Masse und Drehzahl, desto größer die erfahrene Zentrifugalkraft. Deshalb werden Partikel in einer Zentrifuge gezielt an den Rand „getrieben“ – wie du es von der äußeren Schaukel am Karussell kennst.
Alternative Formel: Geschwindigkeit ins Spiel bringen
Manchmal ist im Examen nicht die Drehgeschwindigkeit, sondern die Bahngeschwindigkeit (\(v\)) gefragt. Über den Zusammenhang (es gilt \(v = \omega \cdot r\)) ergibt sich:
\[ F = \frac{m \cdot v^2}{r} \]
- \(v\) ist die Bahngeschwindigkeit des Teilchens.
 
Das kann für dich nützlich sein, wenn du mal eine Geschwindigkeit berechnen sollst, ab der die Fliehkraft gleich hoch ist wie die Gewichtskraft der Erde (vgl. Fragestellungen wie \(v^2 / r = g\), \(v = \sqrt{r g}\)).
Bezug zu Gewichtskraft und künstlicher Schwerkraft
Zentrifugalkraft und Gewichtskraft wirken oft als Gegenspieler (z.B. auf der Erde, in Waschmaschinen, bei Zentrifugen):
- Gewichtskraft: \(F_g = m \cdot g\) (zieht nach unten)
 - Zentrifugalkraft: \(F = m \cdot \omega^2 \cdot r\) (wirkt „nach außen“)
 
Man kann die beiden Kräfte zum Vergleich „gegeneinander aufwiegen“. Ein Klassiker im IMPP:
Wenn Zentrifugalkraft = Gewichtskraft:
Setze \(m \cdot v^2 / r = m \cdot g\) und du findest die Geschwindigkeit, ab der ein Objekt z.B. sich von einer Oberfläche lösen würde.
Zentrifugalkraft auf der Erde: Warum ist sie am Äquator maximal?
Alltagsbeispiel Erde:
Die Erde dreht sich um ihre Achse.
-> Am Äquator ist \(r\) maximal, deshalb ist auch die Zentrifugalkraft am stärksten.
An den Polen: \(r = 0\, \rightarrow\, F_{f} = 0\)
Das ist ein beliebter Prüfpunkt!
Anwendung in der Zentrifuge: Warum funktioniert Trennung durch Zentrifugalkraft?
In einer Zentrifuge werden Suspensionen (also Flüssigkeiten mit darin schwebenden Teilchen, z.B. Blut oder Zellmischungen) sehr schnell rotiert. Das Ziel: Die Zentrifugalkraft soll die schwereren Substanzen schneller „nach außen“ drücken, andere bleiben näher an der Rotationsachse zurück.
Je weiter draußen sich ein Partikel befindet, desto größer ist die auf ihn wirkende Zentrifugalkraft (weil \(r\) größer ist).
Deswegen setzt sich das Schwere schneller am Rand ab!
Die effektive Beschleunigung, die dabei erzeugt wird, nennt man \(g_{eff}\) (quasi eine „künstliche Gravitation“):
\[ g_{eff} = \omega^2 \cdot r \]
Hieran sieht man noch einmal anschaulich: - Stärkere Rotation (\(\omega\) groß) und größerer Abstand (\(r\) groß) führen zu einer drastisch höheren „künstlichen Schwerkraft“.*
Wie schnell setzen sich Partikel ab? Stichwort: Stokes-Beziehung
Der Absetzvorgang (z.B. von Zellen in der Zentrifuge) geschieht schneller, wenn die wirksame Kraft (also die Beschleunigung) größer ist.
Nach der sogenannten Stokes-Beziehung ist die Geschwindigkeit des Absetzens (\(v\)) direkt proportional zur wirksamen Beschleunigung (\(g\)):
- In der Zentrifuge nimmt also \(v\) zu, weil \(g_{eff}\) ein Vielfaches von \(g\) sein kann.
 
Die Zentrifugalkraft sorgt effektiv für ein x-faches der Erdanziehungskraft. Daher setzen sich Partikel in Sekundenbruchteilen am Rand ab, für das sie bei normaler Schwerkraft Stunden oder Tage bräuchten!
Was passiert bei Flüssigkeiten? Druckgradient gegen die Fliehkraft
Ein weiteres spannendes Phänomen: Bei Flüssigkeiten in der Zentrifuge wird das Wasser nach außen gedrückt.
Die Flüssigkeit „drängt“ zum Rand, aber der Druck im Behälter muss dem entgegenwirken – es entsteht ein Druckgradient:
- Mathematisch: \(\frac{dP}{dr} = \rho \cdot \omega^2 \cdot r\)
 
(\(\rho\) = Dichte der Flüssigkeit)
Anschaulich:
In der Mitte (nahe der Achse) ist der Druck am geringsten, außen am größten.
Das spielt in der Biochemie und Labormedizin eine wichtige Rolle, z.B. bei der Entnahme bestimmter Fraktionen nach der Zentrifugation.
Bezugssysteme: Warum „scheint“ die Kraft überhaupt zu existieren?
Ein letzter, aber zentraler Punkt:
Die Zentrifugalkraft ist eine Scheinkraft (Trägheitskraft). Sie taucht nur dann auf, wenn du dich mit dem drehenden System „mitbewegst“!
Im ruhenden, außenstehenden System gibt es dagegen nur die reale Zentripetalkraft, die das Objekt auf der Kreisbahn hält.
Viele Studierende werden im Examen dazu gefragt, warum man überhaupt von einer Zentrifugalkraft spricht!
Zusammenfassende Schlaglichter fürs Examen
- Zentrifugalkraft wirkt nach außen, proportional zu \(m\), \(r\), \(\omega^2\)
 - Stärker am Äquator/äußerem Rand, verschwindet an der Achse
 - Wichtige Anwendungen: Zentrifugen, künstliche Schwerkraft, Trennung nach Masse
 - Druck steigt von Achse zum Rand in Flüssigkeiten
 - Alle Phänomene nur im mitrotierenden Bezugssystem erlebbar!
 
Das IMPP prüft bevorzugt einfache Verständnisfragen zu Größenordnungen, Richtungen und den Unterschieden zwischen mitdrehendem und ruhendem System ab. Es lohnt sich, die Intuition hinter „Kraft nach außen“ und den unterschiedlichen Beschleunigungen durchzudenken!
Du siehst: Vieles, was im ersten Moment kompliziert klingt, lässt sich mit ein paar Bildern im Kopf und Alltagsvergleichen wirklich gut nachvollziehen.
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