Pulver und Granulate - Homöopathische Pulver

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Homöopathische Pulververreibungen (Triturationen) nach HAB – Herstellung, Prinzipien und Rechenwege

Wozu dienen homöopathische Pulververreibungen?

Bevor du dich mit dem „Wie“ beschäftigst, ist das „Warum“ entscheidend: Viele Stoffe, die in der Homöopathie eingesetzt werden, sind fest, schwer löslich oder sogar praktisch unlöslich. Damit diese Substanzen als Arzneimittel genutzt oder weiter potenziert werden können, müssen sie zunächst in eine Form gebracht werden, in der sie gleichmäßig verteilt und für weitere Schritte verwendet werden können.

Das erreicht man durch mechanische Verreibung – die sogenannte Trituration. Dabei wird der Ausgangsstoff mit einer sogenannten Trägersubstanz (fast immer Lactose) intensiv verrieben, sodass ein sehr feines und homogenes Pulver entsteht.

Die Rolle von Lactose

Fast jeder begegnet Lactose (Milchzucker) im Alltag, in der Apotheke jedoch besonders als Hilfs- und Trägersubstanz.

Warum gerade Lactose?

  • Chemisch stabil: Sie reagiert kaum mit anderen Stoffen, verändert die Ausgangssubstanz nicht.
  • Sehr gute Verreibbarkeit: Lactose lässt sich ausgezeichnet fein zermahlen und hilft dabei, auch harte Minerale gleichmäßig zu verteilen.
  • Pharmazeutisch verträglich: Fast jeder verträgt Lactose in den eingesetzten Mengen; sie hinterlässt keine starken Eigengeschmäcker.
  • Klare Vorgaben im HAB: Das Homöopathische Arzneibuch (HAB) legt explizit Lactose Monohydrat als Standard-Hilfsstoff fest.
NoteOhne Lactose läuft (fast) nichts

Mechanische Verreibungen nach HAB werden praktisch immer mit Lactose durchgeführt. Das ist kein Zufall – in der Praxis ist sie DAS Standardträgermittel für homöopathische Pulver.

Das Prinzip: Reihenweise Verdünnen & Verrühren

Potenzen kurz gefasst

  • D-Potenzen (Dezimalpotenzen):
    Jeder Schritt bedeutet eine Verdünnung um den Faktor 1:10 (also 1 Teil Ausgangsstoff auf 9 Teile Lactose).
  • C-Potenzen (centesimal):
    Jeder Schritt eine Verdünnung um den Faktor 1:100 (1 Teil Ausgangsstoff auf 99 Teile Lactose).

Das klingt erstmal wie Mathematik – viel wichtiger ist aber das Bild im Kopf:
Mit jedem Schritt wird „verdünnt“ – je mehr Schritte, desto weniger Ursprungssubstanz bleibt in einer Portion übrig.

Visuelles Bild

  • D1: 1:10 (z.B. 1 g Wirkstoff + 9 g Lactose)

  • D2: nochmal 1:10 (von der D1, wieder in neuen Lactose)

  • D3: nochmal 1:10
    Endeffekt: 1 Teil Wirkstoff auf 1.000 Teile Gesamtzubereitung

  • C1: 1:100 (1 g Wirkstoff + 99 g Lactose)

  • C2: nochmal 1:100 -> insgesamt 1:10.000

  • C3: nochmal 1:100
    Am Ende: 1 Teil Wirkstoff auf 1 Million (1.000.000) Teile Gesamtzubereitung

Grafik: Potenzierung schematisch

Potenzstufe D-Potenzen C-Potenzen
1 1:10 1:100
2 1:100 1:10.000
3 1:1.000 1:1.000.000

Das bedeutet:
Mit jeder weiteren Potenzierungsstufe sinkt der Anteil des ursprünglichen Stoffes drastisch!

NotePotenz = Zahl der aufeinanderfolgenden Verdünnungsschritte

Es ist absolut entscheidend, die Zahl der Schritte und den jeweiligen Verdünnungsfaktor korrekt zu zählen. Hier kommt es in Prüfungen oft zu Verwechslungen!

Herstellung im Detail: Ablauf nach HAB

Jeder Verdünnungsschritt besteht aus drei Arbeitsschritten:

  1. Verreiben mit Lactose (häufig im Mörser)
  2. Abschaben des Pulvers von den Mörserwänden
  3. Erneutes Verrühren und Verreiben

Jede dieser Phasen dauert typisch etwa 6–8 Minuten, insgesamt pro Schritt um die 20 Minuten, also pro Verdünnung ca. 1 Stunde. Gehen mehrere Verdünnungen aufeinander folgend durchlaufen (z.B. D1 bis D3), summiert sich die Zeit: Für eine D3-Verreibung kannst du also mit rund 3 Stunden rechnen.

  • Für D- und C-Potenzen ist die Herstellungsdauer pro Verdünnungsstufe vergleichbar; jede Stufe dauert ca. eine Stunde.
  • Besonderheiten: LM-Potenzen werden mit einer extrem hohen Verdünnung von 1:50.000 hergestellt – das ist für die Prüfung meist nebensächlich, aber sollte dir einmal auffallen!

Achtung: Die Reihenfolge und Einhaltung der Zeiten ist für die Standardisierung (Prüfungssicherheit, Qualität) wichtig.

NoteD und C brauchen (praktisch) gleich lang!

Oft wirst du gefragt, ob das Herstellen von D4 wesentlich „aufwändiger“/zeitintensiver ist als C2 – das ist nicht korrekt: Es zählt die Anzahl der real durchgeführten Verdünnungsschritte, nicht der mathematische Endverdünnungsfaktor.

Wie viel bleibt nach der Potenzierung übrig? Gehalts- und Rechenbeispiele

Jetzt wird’s anwendungsnah: Die zentralen IMPP-Fragen drehen sich um den Arzneistoffgehalt in einer fertigen Trituration.

Intuition hinter der Rechnung:

  • Jeder Verdünnungsschritt reduziert den Wirkstoffanteil weiter:
    • D = „jeweils durch 10“
    • C = „jeweils durch 100“
  • Multiplikation der Verdünnungsfaktoren pro Stufe ergibt die Gesamtverdünnung.

Die wichtigste Formel (und was sie bedeutet):

\[ \text{Gehalt an Ausgangsstoff} = \text{Gesamtmasse der Zubereitung} \times (\text{Verdünnungsfaktor pro Stufe})^n \]

  • Gesamtmasse: z. B. 5 g, 10 g Endzubereitung
  • Verdünnungsfaktor pro Stufe: 1/10 für D, 1/100 für C
  • n: Anzahl der Verdünnungsstufen (bei D3 also 3)

Beispiele, wie IMPP sie liebt:

D-Potenz, z. B. D3

  • D3 = drei 1:10-Verdünnungen.
    Gesamtverdünnung: \(1/10 \times 1/10 \times 1/10 = 1/1000\)
  • 5 g Endprodukt:
    $ 5,g = 0.005,g $
    Das sind 5 mg Arzneistoff.
  • 1 g Endprodukt:
    $ 1,g = 0.001,g = 1,mg $

C-Potenz, z. B. C3

  • C3 = drei 1:100-Verdünnungen.
    $ 1/100 /100 /100 = 1/1.000.000 $
  • 5 g Endprodukt:
    $ 5,g = 0.000005,g = 0.005,mg $

Diese Endgehalte sind typisch in Prüfungsfragen. Du solltest daher nie einfach nur das 1:10 oder 1:100 draufrechnen, sondern die Stufen korrekt multiplizieren!

Tabelle: Vergleich der Gehalte bei D- und C-Potenzen

Potenzstufe Gesamtverdünnung Gehalt bei 5 g Gehalt bei 10 g
D1 1:10 0,5 g (= 500 mg) 1 g
D2 1:100 0,05 g (= 50 mg) 0,1 g (= 100 mg)
D3 1:1000 0,005 g (= 5 mg) 0,01 g (= 10 mg)
C1 1:100 0,05 g (= 50 mg) 0,1 g (= 100 mg)
C2 1:10.000 0,0005 g (= 0,5 mg) 0,001 g (= 1 mg)
C3 1:1.000.000 0,000005 g (= 0,005 mg) 0,00001 g (= 0,01 mg)

Tipp: Wenn du unsicher bist, ob du D oder C hast, oder wie viele Nullen zu setzen sind:
Zähle die Zehnerpotenz pro Stufe – D3 ist 1/1000, C3 ist 1/1.000.000!

NoteTypische Rechenfehler

IMPP stellt gerne Aufgaben, bei denen genau ein Verdünnungsschritt „vergessen“ wird! Immer genau schauen: Sind es 2, 3 oder 4 Stufen?

Standardisierung nach HAB: Was ist vorgeschrieben?

  • Verreibungen stets mit Lactose-Monohydrat
  • Je Potenzstufe: Drei einzelne Schritte (Verreibung, Abschaben, erneutes Verreiben)
  • Dauer pro Stufe: ca. 1 Stunde
  • D- und C-Potenzen brauchen pro Stufe die gleiche Zeit; die Anzahl der Verdünnungen macht den Unterschied.
  • LM-Potenzen: Spezialfall mit 1:50.000 pro Stufe (wird meist nicht verdaut, aber sollte als „besonders stark verdünnt“ im Hinterkopf bleiben).

Ausgangsstoffe gemäß HAB – was darf verrieben werden?

Gemäß dem Homöopathischen Arzneibuch (HAB) gibt es eine breite Palette erlaubter Ausgangsstoffe:

  • Mineralische Stoffe: z. B. Ferrum phosphoricum, Zincum metallicum
  • Pflanzliche Stoffe: z. B. Arnica, Nux vomica, frische oder getrocknete Pflanzen
  • Tierische Stoffe: z. B. Apis mellifica (Honigbiene), Cantharis (Spanische Fliege)
  • Synthetische Substanzen: z. B. Glonoinum

All diese Stoffgruppen können als Ausgangsstoffe für homöopathische Verreibungen verwendet werden.

NotePrüffrage: Welche Stoffe sind erlaubt?

Alle fünf Materialklassen (Mineralien, Pflanzen, Tierisches, Synthetik, Drogen) können laut HAB verwendet werden. Das wird gerne gefragt!

Typische Prüfungsfallen und Besonderheiten

  • D4 und C2 haben den gleichen Gesamtverdünnungsfaktor (1:10.000), obwohl sie unterschiedlich viele Schritte/andere Stufen durchlaufen (D4 = 4x 1:10, C2 = 2x 1:100).
  • Die Zeit der Herstellung ist pro Stufe gleich! Vorsicht bei Aussagen, die behaupten, D-Potenzen seien viel aufwändiger oder langsamer als C-Potenzen.
  • Gehaltsberechnung immer über alle Stufen („Potenzieren“), keine Stufe „vergessen“!
  • Alle Zubereitungen nach HAB immer mit Lactose!
  • IMPP liebt Rechenaufgaben zu Gehalt und Verdünnung sowie zu laufenden Unterschieden D vs. C.
NoteKorrekte und falsche Aussagen schnell erkennen

„D4 und C2 enthalten denselben Gehalt an Ausgangsstoff in gleicher Masse.“
„D2 und C2 dauern praktisch gleich lang in der Herstellung, da beides zwei Verdünnungsschritte sind.“
Falsch wäre: „C-Potenzen werden viel schneller gefertigt als D-Potenzen.“


Zum Abschluss: Kompakte Übersicht Kennzahlen & Korrelationen

Stufe Gesamtverdünnung Gehalt (Ausgangsstoff in 5 g)
D3 1:1.000 5 mg
C3 1:1.000.000 0,005 mg
C2 1:10.000 0,5 mg
D4 1:10.000 0,5 mg

So, mit dieser anschaulichen und verständlichen Aufbereitung solltest du im Examen den Fragen des IMPP zu homöopathischen Triturationen nach dem HAB gewachsen sein!

Zusammenfassung

  • Homöopathische Pulververreibungen (Triturationen) dienen dazu, schwer lösliche oder feste Ausgangsstoffe mithilfe von Lactose als Trägersubstanz zu einem feinen, gleichmäßig verteilten Pulver zu verarbeiten.
  • Die Potenzierung erfolgt stufenweise: Bei D-Potenzen (Dezimal) wird jeweils 1:10, bei C-Potenzen (Centesimal) jeweils 1:100 verdünnt – mit jedem weiteren Schritt sinkt der Ausgangsstoffanteil stark.
  • Für die Gehaltsberechnung musst du den Verdünnungsfaktor pro Stufe miteinander multiplizieren, z.B. ergibt D3 = 1/1000 Gesamtverdünnung, und der Arzneistoffgehalt bestimmt sich aus der Endmasse multipliziert mit diesem Faktor.
  • Jede Verdünnungsstufe umfasst drei Arbeitsschritte (Verreiben, Abschaben, erneutes Verreiben) und dauert ca. eine Stunde; D- und C-Potenzen brauchen pro Stufe gleich lang.
  • Lactose ist als Standard-Hilfsstoff nach HAB vorgeschrieben und wird wegen ihrer chemischen Stabilität, guten Verreibbarkeit und Verträglichkeit eingesetzt.
  • Als Ausgangsstoffe für Verreibungen sind laut HAB mineralische, pflanzliche, tierische und synthetische Substanzen erlaubt.
  • Typische Prüfungsfallen sind das Vergessen eines Verdünnungsschrittes oder die Annahme, dass C-Potenzen zwingend schneller herstellbar sind als D-Potenzen – tatsächlich zählt die Zahl der Stufen, nicht der Gesamtverdünnungsfaktor.

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