Kapseln - Herstellung

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Rezepturmäßige Herstellung von Hartkapseln: Vorgehen, Prinzipien & praktische Aspekte

Was bedeutet „Eichvolumen“ bei Hartkapseln?

Stell dir vor, du möchtest einen kleinen Behälter – wie eine Kapselhülle – genau so füllen, dass sie perfekt voll ist: Nicht zu wenig, sonst bleibt ein Hohlraum, und nicht zu viel, sonst lässt sich die Kapsel nicht schließen. Das Eichvolumen (auch Kalibriervolumen genannt) gibt genau dieses Innenvolumen an, das mit deiner Arzneimittelmischung befüllt werden soll.

Wie wird das Eichvolumen praktisch bestimmt?

  1. Du nimmst mehrere (!) leere Kapseln (typischerweise 10, um einen Mittelwert zu erhalten; das IMPP fragt gerne nach der Anzahl).
  2. Jede Kapselhälfte wird mit einem passenden, rieselfähigen Füllstoff (häufig Lactose, Mannitol oder mikrokristalline Cellulose) locker befüllt und dann leicht „angeklopft”, bis sie voll ist.
  3. Die Kapseln werden dann verschlossen und abgewogen. So ermittelst du, wieviel Füllstoff in eine Kapsel passt.

Jetzt kennst du das Eichvolumen als Größe in ml oder als Masse (abhängig von der Dichte des Füllstoffs). Es sagt dir, wie viel Platz in der Kapsel überhaupt vorhanden ist, und bildet die Grundlage für alle weiteren Berechnungen.

NoteDefinition: Das Eichvolumen

Das Eichvolumen ist das tatsächliche Fassungsvermögen der zu verwendenden Kapselhülle – es wird mit dem gewählten Füllstoff ermittelt und ist enorm wichtig für die eindeutige Dosierung bei der Kapselherstellung.

Warum das alles? – Die Bedeutung der passgenauen Befüllung

Beim Rezeptur-Arzneimittel – also individuell für einen bestimmten Patienten in der Apotheke hergestellt – muss die Kapsel prall gefüllt werden. Es darf kein Überschuss (= Überstand) an Mischung vorbereitet werden, weil jede Kapsel die exakt gewünschte Dosis enthalten soll und der Patient am Ende auch die bestellte Kapselzahl erhält.

Das ist in der industriellen Fertigung anders: Dort wird absichtlich ein Überschuss (Überstand) hergestellt, um Verluste auszugleichen. Das IMPP stellt hierzu gerne Fangfragen!

Die Volumenkompensation: Arzneistoff und Füllstoff passgenau kombinieren

In der Apotheke muss die Mischung exakt das Eichvolumen ausfüllen. Doch nicht jedes Arzneimittel hat genug Volumen, um alleine die Kapsel zu füllen. Also mischt man den Arzneistoff mit einem geeigneten Füllstoff.

Merke: Das Gesamtvolumen der Mischung (Arzneistoff + Füllstoff) muss exakt dem Eichvolumen entsprechen.

Beispiel:
Du sollst Kapseln mit je 100 mg Koffein für einen Patienten herstellen. Das Volumen von 100 mg Koffein ist aber viel kleiner als das Fassungsvermögen der verwendeten Kapselhülle. Also füllst du mit Lactose auf, bis genau das Eichvolumen erreicht ist.

NoteKeine Überschüsse in der Rezeptur

In der Rezeptur-Arzneimittelherstellung wird exakt so viel Mischung hergestellt, wie für die Kapseln benötigt wird. Du planst keinen Überschuss mit ein – das ist ein beliebter Punkt in Prüfungen!

Wie werden Hartkapseln jetzt praktisch hergestellt? Zwei Methoden im Überblick

1. Gewichtsbasierte Herstellung

Das ist der klassische Weg:

  • Wirkstoff und Füllstoff werden genau abgewogen (also auf die Waage gelegt und Masse genau bestimmt).
  • Beide Komponenten werden homogen gemischt. Eine gute Durchmischung ist extrem wichtig, damit jede Kapsel die gleiche Menge Wirkstoff enthält!
  • Die Mischung wird dann in die Kapseln eingefüllt, bis diese prall gefüllt sind (= bis zum Eichvolumen).

Intuition: Dieses Vorgehen ist ideal, wenn exakte Mengen wichtig sind oder wenn größere Ansätze hergestellt werden.

Beispiel:
Du willst 30 Kapseln à 100 mg Koffein herstellen. Du wiegst zuerst das gesamte Koffein für alle Kapseln ab, dann so viel Lactose, bis du insgesamt das benötigte Gesamtvolumen für 30 Kapseln hast. Dann wird alles gut gemischt und auf die Kapseln verteilt.

2. Volumenbasierte Herstellung

Hier verlässt du dich nicht auf die Waage, sondern direkt auf das Volumen:

  • Der Arzneistoff wird abgemessen (nicht gewogen!). Meist nur sinnvoll bei kleineren Ansätzen oder sehr geringen Wirkstoffmengen oder wenn du keine exakten Waagen hast.
  • Der Arzneistoff wird mit Füllstoff so gemischt, dass die Mischung genau das Eichvolumen füllt. Das Volumen bestimmst du z.B. mit einem Messzylinder.
  • Jetzt wird die Mischung in die Kapseln abgefüllt.

Intuition: Praktisch, wenn die Wirkstoffmenge sehr klein ist und das Abwiegen schwierig, oder für Einzel- bzw. Kleinansätze.

Beispiel:
Du stellst für einen Patienten nur 2 Kapseln her, jede mit sehr wenig Wirkstoff. Hier kann das volumenbasierte Vorgehen passgenauer und praktikabler sein.

NoteTypisch für die Prüfung: Unterschiede der Methoden

Das IMPP fragt häufig danach, wann gewichtsbasiert oder volumenbasiert hergestellt wird! - Gewichtsbasiert: Bei größeren Mengen, empfindlichem Wirkstoff, hoher Präzision - Volumenbasiert: Kleine Ansätze, geringer Wirkstoffanteil, begrenzte technische Möglichkeiten

Typische Fehlerquellen in der Praxis

In der Prüfung wie in der Praxis kommt es immer wieder auf folgende Stolpersteine an:

  • Mischung nicht homogen: Führt zu ungleichmäßiger Wirkstoffverteilung – einige Kapseln haben zu viel, andere zu wenig Wirkstoff!
  • Eichvolumen falsch bestimmt: Zu großes oder zu kleines Mischungsvolumen zur Folge, was fehlerhafte Dosierungen ergibt.
  • Falsche Methode gewählt: Zum Beispiel volumenbasiertes Vorgehen, obwohl hohe Präzision nötig ist – oder ungeeigneter Füllstoff verwendet.
NotePrüfungs-Klassiker: Bestimmung des Eichvolumens

In der Examensfrage wird oft nach dem präzisen Ablauf zur Eichvolumenbestimmung gefragt. Merke dir:

  1. Standardfüllstoff,
  2. mehrere Kapseln befüllen,
  3. Mittelwert bestimmen. Das ist für eine sichere Dosierung entscheidend!

Unterschied zur industriellen Kapselherstellung

Die individuelle Herstellung in der Apotheke unterscheidet sich deutlich von der industriellen Produktion:

  • Kein Überschuss (= Überstand)! In der Apotheke wird exakt für die verordnete Kapselanzahl produziert.
  • In der Industrie gibt es einen Überstand, um Verluste durch das Abfüllen oder beim Handling auszugleichen.
  • Automatisierungsgrad: In der Industrie laufen die Prozesse weitgehend automatisiert mit permanenten Kontrollen und Validierungen ab. In der Apotheke wird von Hand und mit persönlicher Kontrolle gearbeitet.
  • Validierung: Industrielle Chargen müssen strenge, gesetzlich geprüfte Standards erfüllen; in der Apotheke liegt der Fokus auf der individuellen, fehlerfreien Herstellung und Dokumentation.

Zusammenfassung

  • Das Eichvolumen beschreibt das exakte Fassungsvermögen der Kapselhülle und wird bestimmt, indem mehrere Kapseln mit einem Standardfüllstoff wie Lactose befüllt, verschlossen und gewogen werden; der Mittelwert liefert das Eichvolumen.
  • In der Apothekenrezeptur muss die Mischung aus Wirkstoff und Füllstoff das Eichvolumen exakt ausfüllen, damit jede Kapsel die gewünschte Dosis enthält – es darf kein Überschuss angefertigt werden, im Gegensatz zur Industrie.
  • Zwei Methoden zur Kapselherstellung sind die gewichtsbasierten Methode (Abwiegen, Mischen, präzise Verteilung bei größeren Ansätzen) und die volumenbasierte Methode (Abmessen, bei kleinen Ansätzen oder sehr geringer Wirkstoffmenge).
  • Eine homogene Mischung ist essentiell, um eine gleichmäßige Wirkstoffverteilung zu garantieren; Fehler wie ungenügendes Mischen oder fehlerhafte Eichvolumenbestimmung können zu Dosierungsschwankungen führen.
  • Typische Prüfungsfrage: Das genaue Vorgehen zur Eichvolumenbestimmung verlangt, mehrere Kapseln mit Standardfüllstoff zu füllen und den Mittelwert zu berechnen.

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