Halbleiter
IMPP-Score: 0.4
Grundlagen des Ladungstransports und der Temperaturabhängigkeit des Widerstands in Halbleitern
Das energetische Bandmodell: Der Startpunkt zum Verständnis von Halbleitern
Um Halbleiter wirklich zu verstehen – und das wird vom IMPP sehr oft abgefragt! – sollten wir uns zuerst das sogenannte Bandmodell anschauen. Bildlich kannst du dir das so vorstellen: In einem Kristall, wie etwa aus Silizium (Si) oder Germanium (Ge), ordnen sich die Elektronen nicht mehr nur um ein Atom, sondern es gibt große Bereiche, die Elektronenenergie aufnehmen können: die sogenannten Bänder.
- Valenzband: Hier tummeln sich (fast) alle Elektronen im „Grundzustand“ – denk dir das als einen gut gefüllten Parkplatz.
 - Leitungsband: Dies ist das „Stockwerk darüber“ – normalerweise fast leer, hier können sich Elektronen frei bewegen und Strom leiten.
 - Bandlücke: Der Bereich dazwischen ist „verbotenes Terrain“: Hier dürfen die Elektronen normalerweise nicht verweilen. Die Größe dieser Lücke – die sogenannte Bandlücke (\(E_\text{g}\)) – entscheidet maßgeblich, ob etwas als Leiter, Halbleiter oder Isolator gilt:
- Leiter: Bänder überlappen oder Lücke winzig – Elektronen sind ständig unterwegs.
 - Isolatoren: Riesen-Lücke – Elektronen „sitzen wie festgenagelt“.
 - Halbleiter: Lücke im Mittelfeld – mit etwas „Anschub“ (z.B. Wärmezufuhr) können Elektronen die Lücke überspringen; jetzt wird es spannend!
 
 
Entstehung freier Ladungsträger: Elektronen und Löcher
Im Grundzustand sind in Halbleitern nur sehr wenige Elektronen im Leitungsband – der Stromfluss ist minimal. Wie kommt jetzt „Bewegung in die Bude“? Dazu braucht es Energie!
- Thermische Energie (Wärme): Schon bei normalen Temperaturen können ein paar Elektronen genug Energie sammeln, um die Bandlücke zu überwinden.
 - Licht oder andere Energiearten: Auch Photonen (Lichtteilchen) können diesen „Sprung“ bewirken – das ist übrigens der Grund, warum solarbetriebene Geräte überhaupt funktionieren!
 
Wenn ein Elektron ins Leitungsband springt, hinterlässt es im Valenzband eine Lücke – das klingt erst mal komisch, ist aber echt wichtig! Diese Lücke – das sogenannte Loch – ist wie ein „Fehlen“ eines Elektrons an einer Stelle und wirkt wie ein positiver Ladungsträger. Und das Beste: Auch Löcher können sich bewegen, indem benachbarte Elektronen nachrücken!
Halbleiter unterscheiden sich fundamental von Metallen, da hier zwei Arten von Ladungsträgern existieren: Negative Elektronen im Leitungsband und positive Löcher im Valenzband. Beide tragen zur Leitfähigkeit bei, und das wird in Prüfungsfragen gerne unterschätzt!
Was passiert bei steigender Temperatur?
Jetzt kommt ein physikalischer „Trick“, mit dem Halbleiter besonders gerne geprüft werden: Im Gegensatz zu Metallen sinkt der Widerstand bei steigender Temperatur!
Warum ist das so?
- Wird ein Halbleiter wärmer, bekommen mehr Elektronen genug Energie, um von „Parkplatz“ (Valenzband) auf die „Überholspur“ (Leitungsband) zu wechseln.
 - Dadurch entstehen mehr Elektron-Loch-Paare, also mehr Ladungsträger, die sich bewegen und Strom leiten können.
 - Je wärmer, desto mehr Träger – und das heißt: Der elektrische Widerstand sinkt. In Metallen ist es übrigens genau umgekehrt, weil dort andere Effekte dominieren!
 
Du kannst dir merken: In intrinsischen Halbleitern (also reinen Halbleitern wie Si oder Ge, ohne spezielle „Fremdstoffe“) sorgt die Temperatur allein für die nötigen freien Elektronen und Löcher.
Anders als bei Metallen: Steigende Temperatur erzeugt mehr Elektron-Loch-Paare – dadurch sinkt der Widerstand. Das IMPP erwartet von dir, dass du beides unterscheiden kannst!
Mobilität – Beweglichkeit der Ladungsträger
Nicht nur die Anzahl der Träger bestimmt, wie gut der Halbleiter leitet: Auch die „Flutschigkeit“ (Mobilität) spielt eine Rolle! Die Mobilität (\(\mu\)) sagt, wie leicht sich Elektronen und Löcher bei angelegtem elektrischen Feld bewegen können. Hohe Mobilität bedeutet also: Die Träger reagieren schnell auf ein elektrisches Signal, und der Strom fließt noch leichter.
Die Leitfähigkeit (\(\sigma\)) lässt sich so beschreiben:
\[
\sigma = n \cdot q \cdot \mu
\]
- \(n\): Zahl der freien Ladungsträger pro Volumen
 - \(q\): Elementarladung – die „Menge“ an Ladung eines einzelnen Trägers
 - \(\mu\): Mobilität (s.o.)
 
Keine Angst vor der Formel – es geht darum: Je mehr (n) und beweglicher (\(\mu\)) die Träger, desto besser leitet der Halbleiter.
Rekombination – das „Verschwinden“ von Ladungsträgern
So wie Elektronen und Löcher entstehen, können sie auch wieder verschwinden: Wenn sich ein Elektron und ein Loch „treffen“, rekombinieren sie – das heißt: Sie „neutralisieren“ sich und beide Träger sind weg. Dieser Prozess ist wichtig, weil er die Zahl der Ladungsträger begrenzt und somit die Leitfähigkeit beeinflusst.
Triff ein Elektron auf ein Loch, rekombinieren sie, und es bleibt kein Träger zurück – wichtig für das Verständnis, warum nicht unbegrenzt Strom fließen kann!
Dotierung: Der Schlüssel zum „maßgeschneiderten“ Halbleiter
Und jetzt wird es richtig praktisch – denn im Alltag werden kaum „reine“ Halbleiter verwendet! Durch die Dotierung ändern wir gezielt die Eigenschaften des Materials:
Was ist Dotierung?
Es werden gezielt „Fremdatome“ in den Halbleiter eingebaut.
Je nach Atomart entstehen zusätzliche freie Elektronen (n-Typ) oder zusätzliche Löcher (p-Typ).
- n-Typ: Mehr Elektronen als Ladungsträger, weil z.B. ein Phosphor-Atom in Silizium eingebaut wird (Phosphor hat ein Elektron mehr als Silizium).
 - p-Typ: Mehr Löcher, z.B. durch Bor-Atome in Silizium (Bor hat ein Elektron weniger als Silizium).
 
Dotierung ist also so etwas wie das „Feintuning“: Man kann damit sehr gezielt Leitfähigkeit und Widerstand anpassen und sogar Bauteile wie Dioden oder Transistoren herstellen.
Das IMPP prüft gerne, dass du den Unterschied zwischen n-Typ (Elektronenüberschuss) und p-Typ (Löcherüberschuss) sowie die praktische Bedeutung der Dotierung erklären kannst!
Das Paradebeispiel: Die Halbleiterdiode
Abschließend solltest du wissen, wie sich die ganzen Prinzipien in einem gängigen Halbleiterbauteil wiederfinden: der Diode.
- Eine Diode besteht aus einer p-Typ- und einer n-Typ-Zone, an einer Kontaktstelle (pn-Übergang).
 - Stromfluss: Legst du die Spannung so an, dass Elektronen und Löcher in Richtung pn-Übergang „strömten“, gibt es einen aktuellen Stromfluss („Durchlass“). Wird die Spannung umgedreht, blockiert die Diode weitgehend (kaum Strom).
 
Die Strom-Spannungs-Kennlinie ist deshalb nicht linear: Im Durchlassbereich steigt der Strom exponentiell, im Sperrbereich bleibt er sehr klein.
Dioden sind ein Paradebeispiel für das Zusammenspiel von Bandstruktur, Dotierung und Ladungsträgerdynamik – sie lassen (fast) nur in eine Richtung Strom durch!
Noch ein Wort zum Vergleich: Halbleiter vs. Metall vs. Isolator
Was ist hier für Prüfungen wichtig? Bei Halbleitern bestimmt die Bandlücke, wie viele freie Träger entstehen können; je kleiner die Bandlücke, desto mehr Elektronen schaffen es ins Leitungsband – aber bei Isolatoren ist die Lücke zu groß. Bei Metallen gibt es fast keine Lücke – die Elektronen sind immer unterwegs!
Halbleiter sind also das „Zwitterwesen“ dazwischen: Im Grundzustand kaum Leitung, aber mit Temperatur, Licht oder Dotierung wird plötzlich viel Bewegung möglich.
Zusammenfassung
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