Kapseln - Eigenschaften und Vergleich
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Kapseln als Arzneiform: Eigenschaften, Unterschiede, Anwendungsbereiche und Kapselgrößen
Bauarten von Kapseln: Hartkapseln und Weichkapseln
Hartkapseln – der Klassiker für Trockenes
Stell dir eine Hartkapsel wie zwei zusammengefügte, steife „Hälften“ vor. Diese Halbschalen bestehen typischerweise aus Gelatine oder inzwischen auch häufiger aus Hypromellose (HPMC) – zu Letzterem kommen wir gleich. Die Hülle ist fest, nicht biegbar (also “rigid”) und macht das Einfüllen und Dosieren von festen Stoffen einfach.
- Hauptanwendungen: Pulver, Granulate, manchmal kleine Pellets.
 - Zusammensetzung: Zwei starr ineinandergeschobene Halbschalen.
 - Wasserlöslich: Sobald sie mit ausreichend Wasser in Kontakt kommen, löst sich die Hülle auf und gibt den Inhalt im Magen-Darm-Trakt frei.
 
Hartkapseln dürfen aber nicht austrocknen, weil sie sonst spröde und brüchig werden. Eine zu feuchte Umgebung könnten sie auch beeinträchtigen, aber besonders trockene Luft (weniger als 40% relative Luftfeuchtigkeit) kann dazu führen, dass die Hülle spröde wird und beim Handling bricht.
Lagerung von Hartkapseln
Hartkapseln fühlen sich bei einer mittleren Luftfeuchtigkeit (ca. 40–50%) am wohlsten! Das ist wirklich ein Lieblings-Lernklassiker in Examina.
Bewahre Hartkapseln nie in zu trockenen oder zu feuchten Räumen auf – optimal sind 40–50% relative Luftfeuchte. Zu trockene Räume machen sie spröde und bruchempfindlich!
Weichkapseln – elastischer Alleskönner für Flüssiges und Pastöses
Weichkapseln sind, wie der Name schon sagt, weich und biegsam. Sie sehen ein bisschen aus wie kleine, glänzende Kügelchen – oft in leuchtenden Farben, die praktisch aussehen.
Aufbau: - Hülle: Gelatine, Wasser und ein Weichmacher wie Glycerol. Durch diese Zutaten bleibt die Hülle elastisch, deutlich dicker als die von Hartkapseln und dabei angenehm im Mund. - Verwendung: Viskose, also dickflüssige, Flüssigkeiten oder pastöse Füllstoffe, wie ölige Lösungen, Emulsionen oder manchmal auch Gele.
Warum das Ganze? Flüssige Arzneimittel lassen sich so dosieren und anwenden, ohne dass der Patient mit Geschmack oder Geruch des Wirkstoffs (z.B. fischiges Öl) konfrontiert wird. Außerdem wird das Auslaufen durch die dichte, elastische Hülle verhindert.
Aber: Die Hülle ist empfindlich gegenüber Feuchtigkeit und Temperatur! Hitze kann die Kapsel verformen oder sogar zum “Schwitzen” bringen, zu viel Feuchtigkeit weicht die Kapsel auf.
Achtung: Der Füllstoff darf niemals die Kapselhülle angreifen – also keine wässrigen Lösungen mit viel Alkohol oder starken Salzen, sonst wird die Hülle zu weich oder löst sich unfreiwillig frühzeitig auf!
Kapseln und ihre Inhaltsstoffe – Wovon hängt die Wahl ab?
Das IMPP liebt die Frage: „Woran orientiert man sich bei der Wahl der Kapsel?“ Die Antwort ist: Art des Füllstoffs, Stabilitätsansprüche und Anwenderfreundlichkeit!
- Pulver oder Granulat? → Am besten Hartkapsel
 - Flüssigkeit oder Pastöses? → Weichkapsel (z.B. Vitamin-D-Öle, Omega-3, Nachtkerzenöl)
 - Empfindliche Wirkstoffe, besondere Freisetzungsprofile oder Geschmacksmaskierung nötig? → Zusätzliche Beschichtungen oder spezielle Kapselmaterialien möglich.
 
Nur ein passendes Kapsel-Füllstoff-Gespann sorgt für sicheres & wirksames Arzneimittel, sonst droht zum Beispiel, dass sich die Hülle noch vor der Einnahme auflöst.
Besonderheiten von Kapselmaterial: Gelatine vs. HPMC
Gelatine – Das tierische Original
Gelatine wird tierisch gewonnen und ist der Klassiker für die Hüllenherstellung. Sie ist sehr gut wasserlöslich, aber für viele Patienten mit veganer oder vegetarischer Lebensweise oder bei bestimmten Krankheitsbildern nicht geeignet.
HPMC (Hypromellose) – Die vegane Lösung
Hypromellose ist rein pflanzlich. Ihre Beliebtheit wächst enorm, insbesondere aus ethischen Gründen. Sie verhält sich ein wenig anders im Vergleich zu Gelatine:
- Löslichkeit: HPMC-Kapseln lösen sich sehr gut in kaltem Wasser, aber fast gar nicht in heißem Wasser (das liegt an ihren molekularen Eigenschaften).
 - Feuchtigkeitsbedarf: Sie benötigen weniger Wasser zur Formbeständigkeit als Gelatine-Kapseln; das macht sie etwas robuster gegen Austrocknung.
 - Magenresistenz: Eine HPMC-Kapsel ist ohne speziellen Überzug NICHT automatisch magensaftresistent! Die Magensaftresistenz hängt von einer zusätzlichen Beschichtung ab, z.B. für gezielte Freisetzung im Darm.
 
HPMC-Kapseln lösen sich sehr gut in kaltem Wasser, in heißem Wasser dagegen kaum. Magensaftresistenz ist keine Standard-Eigenschaft, sondern muss durch einen speziellen Überzug erzeugt werden!
Kapselgrößen verständlich gemacht
Kapseln gibt es in Nummern von 000 (ganz groß) bis 5 (ganz klein). Die Zahl steht dabei praktisch für das – in Millilitern (mL) gemessene – Füllvolumen.
Beispielgrößen für gängige Anwendung: - Größe 0: ca. 0,68 mL Volumen. Wenn du 0,6 mL Füllung hast, reicht Größe 0 locker aus! - Größe 4: ca. 0,2 mL Volumen – geeignet für sehr kleine Arzneistoffmengen oder im Kinderbereich.
Mehr Füllstoff? → Niedrigere Zahl!
Weniger Füllstoff? → Höhere Zahl!
Aufpassen: Die Wahl der Kapselgröße ist keine reine Mathematik, sondern berücksichtigt auch das “Packverhalten” des Füllstoffs (wie gut lässt er sich dosieren?) und natürlich die Schluckbarkeit.
Füllstoffwahl und Kapselbefüllung in der Rezeptur
Nicht alles lässt sich einfach so einfüllen. Deshalb gibt’s bewährte Praxis-Tipps für die Füllstoffauswahl und das Handling in der Rezeptur, die auch in der Prüfung gern gefragt werden:
- Feste Füllstoffe: Damit Pulver nicht verklumpen und sauber in die Kapsel gleiten, werden oft Fließverbesserer eingesetzt. Ein typisches Beispiel ist Mannitol als Füllstoff, kombiniert mit einer Minimalmenge Aerosil (ein sehr feines, rieselfähiges Kieselsäurepulver).
 - Flüssige Füllstoffe: Nur in Weichkapseln! Und Achtung bei der Auswahl – wie oben erwähnt, dürfen die Flüssigkeiten die Hülle nicht vorzeitig angreifen.
 
Für gleichmäßige Dosierung immer Füllstoff (wie Mannitol) verwenden, Fließfähigkeit optimieren (z.B. minimal Aerosil zugeben) – sonst leidet die Gleichmäßigkeit und die Therapie ist nicht sicher!
Typische Unterschiede, Vorteile und Nachteile im Vergleich
Nachfolgend ein tabellarischer Überblick – das IMPP baut gern Multiple-Choice-Fragen darauf auf. Aber lass uns zuerst in Klartext verstehen, was das praktisch bedeutet!
| Merkmal | Hartkapsel | Weichkapsel | Gelatine-Hartkapsel | HPMC-Hartkapsel | 
|---|---|---|---|---|
| Aufbau | 2-starr, hohl | 1-teilig, elastisch, dick | 2-teilig, starr | 2-teilig, starr | 
| Füllstoff | Fest (Pulver, Granulat) | Flüssig, Viskos, Paste | Fest | Fest | 
| Beschichtung | möglich (Freisetzung) | kaum üblich | möglich | möglich | 
| Geschmacksverbesserung | durch Hülle & Beschichtungen | durch Hülle | durch Hülle | durch Hülle | 
| Lagerung | 40–50% rLF (moderat, sonst spröde) | empfindlich gegen Feuchte/Hitze | trocken, kühl | unempfindlicher (weniger Wasser in Hülle) | 
| Lösungsverhalten | in Wasser | in Wasser | schnell in Wasser | nur kalt, nicht heiß | 
| Tierfrei/vegan | nein | nein (Gelatine) | nein | ja | 
| Magenresistenz | Beschichtet möglich | selten | möglich | durch Überzug | 
Praktische Tipps zur Auswahl – Das solltest du immer im Hinterkopf haben!
- Füllstoff muss kompatibel mit der Hülle sein: Keine „aggressiven“ Flüssigkeiten, die die Hülle vorher auflösen!
 - Kapselgröße und Dosiermenge passend kombinieren:
Lieber immer etwas Kapazität “Luft nach oben” einplanen, damit sich der Füllstoff in der Kapsel verteilt. - Empfindlichkeit der Kapsel beachten:
Weichkapseln stellen höhere Ansprüche an Temperatur- und Feuchtemanagement als Hartkapseln. - Patienten- und Anwendungsgerechtigkeit:
Für Veganer oder bei tierischer Unverträglichkeit immer HPMC-Kapseln wählen. 
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