Hydrophobe Salben - Wasseraufnehmende Salben - Hydrophile Salben

IMPP-Score: 1.7

Grundlagen und Eigenschaften der verschiedenen Salbentypen

Was sind Salben? – Einsteigerfreundliche Definition

Salben sind halbfeste Arzneiformen zur lokalen Anwendung auf Haut und Schleimhaut. Ihre Konsistenz liegt zwischen flüssig (Öl) und fest (Paraffin): Sie sind geschmeidig, vielseitig und doch formstabil. Ziel ist, einen Arzneistoff gleichmäßig in Hautnähe zu bringen.

Einteilung nach Ph. Eur.

Nach dem Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) werden Salben nach ihren physikalisch-chemischen Eigenschaften und ihrer Zusammensetzung unterschieden. Drei Typen sind im Staatsexamen besonders relevant – alle unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Lipophilie oder Hydrophilie, Wasseraufnahmefähigkeit und den Emulsionstyp:

  • Hydrophobe Salben: Extrem fettig, wenig oder kein Wasser, nicht wasseraufnahmefähig.
  • Wasseraufnehmende Salben (Absorptionsbasen): Fettbasis mit Hilfsstoffen (Emulgatoren), können nachträglich Wasser aufnehmen.
  • Hydrophile Salben: Basieren auf wasserlöslichen Substanzen, sind meist abwaschbar und „wasserfreundlich“.

Das IMPP fragt oft gezielt nach Zusammensetzung, Eigenschaften und Unterscheidungsmerkmalen – sei es direkt oder über Beispiel-Rezepturen.

Die Salbentypen im Überblick

Hydrophobe Salben – „Fettschicht, Wasser bleibt draußen“

Hydrophobe Salben sind klassische Fettsalben: Ihre Basis sind rein lipophile Bestandteile wie Vaselin, Hartparaffin, Wachse (z. B. Cetylpalmitat) und ggf. Oleyloleat (zur Penetrationsförderung).

Typische Eigenschaften:

  • Wasserabweisend und nahezu kein Wasser aufnehmbar: Hydrophobe Salben lassen Wasser abperlen, sind nicht abwaschbar.
  • Ocklusiv: Sie verhindern Wasserverlust aus der Haut und sind daher ideal bei trockener, schuppiger Haut.
  • Mikrobiologisch stabil: Kein Wasser = schlechter Nährboden für Keime.

Beispiel:

  • Vaselinum album – wasserfrei, einphasig, archetypisch hydrophob. Keine Wasseraufnahme, daher Schutzfunktion, kaum mikrobielle Verunreinigung.

Kühlsalbe ist eine modifizierte hydrophobe Salbe: Die enthaltenen Wachse „schmelzen“ beim Auftragen und sorgen für angenehme Kühle.

Wasseraufnehmende Salben – „Mit Emulgator zum Emulsionskünstler“

Absorptionsbasen basieren zwar auf einer Fettsalbe (meist Vaselin wie beim hydrophoben Typ), enthalten jedoch einen oder mehrere Emulgatoren (z. B. Wollwachsalkohole, Wollwachs), die die Aufnahme von Wasser ermöglichen – vergleichbar mit einem „Wasserfangnetz“.

Solange kein Wasser zugesetzt ist, ist die Salbe selbst fast wasserfrei, ähnlich einer reinen Fettsalbe. Erst nach Wasserzugabe wird die Salbe zur W/O-Emulsion (hydrophobe Creme).

Eigenschaften:

  • große Wasseraufnahmefähigkeit (z. B. bis zum eigenen Gewicht)
  • wird durch Wasseraufnahme mehrphasig (Creme)
  • Emulgator bereits enthalten

Beispiel:

  • Wollwachsalkoholsalbe (Ph. Eur.):
    Mischung aus Vaselin, Wollwachsalkoholen und ggf. dickflüssigem Paraffin.

Merk-Wissen für das Staatsexamen:
Wasseraufnehmende Salben sind im Rohzustand halbfest, wasserarm, und erst nach Wasserzugabe wird daraus eine Emulsion. Dies wird in Prüfungsfragen gerne explizit abgefragt.

Hydrophile Salben – „Wasserlösliche Arzneiformen“

Hydrophile Salben verwenden Polyethylenglykole (Macrogole) (z. B. PEG 300 flüssig und PEG 1500 fest) als Grundlage. Sie sind komplett wasserlöslich, ziehen sogar aktiv Wasser an (hygroskopisch) und können wasserlösliche Wirkstoffe optimal abgeben.

Eigenschaften:

  • Leicht abwaschbar, nicht fettend
  • Wasserlöslich, nicht ocklusiv
  • Neigen zur Wasseraufnahme und müssen gut verpackt sein (hygroskopisch)
  • Erhöhtes mikrobiologisches Risiko (Konservierung nötig)
  • Keine Emulgatoren notwendig, da die ganze Basis hydrophil ist

Beispiel:

  • Macrogolsalbe nach DAC/NRF:
    Mischung aus PEG 1500 und PEG 300.

IMPP-Aspekt:
Macrogolsalben sind besonders geeignet für wasserlösliche Wirkstoffe, nicht jedoch für alle Arzneistoffe (Achtung auf Inkompatibilitäten).

Salbe vs. Creme – Das Emulsionssystem verstehen

  • Salben: Sind meist einphasig, in der Regel wasserfrei oder nur fettbasiert (z. B. Vaselinum album).
  • Cremes: Enthalten mindestens zwei Phasen (Fett + Wasser). Die Art des Emulgators und der Phase (Wasser-in-Öl, W/O vs. Öl-in-Wasser, O/W) bestimmt die Eigenschaften:
    • W/O-Creme: Wassertröpfchen in Fett (typisch nach Wasseraufnahme in Absorptionssalben)
    • O/W-Creme: Fetttröpfchen in Wassermatrix (typisch für hydrophile Cremes)

Das äußere Erscheinungsbild („weißlicher Look“) und das Hautgefühl unterscheiden sich wesentlich zwischen den Typen und werden im Staatsexamen häufig thematisiert – gerade im Hinblick auf Freisetzung, Streichfähigkeit, Hautgefühl und Haltbarkeit.

Herstellung & Handwerk im Rezepturlabor

Homogenisierung

Die Bestandteile werden mit Hilfsmitteln wie der Dreifachwalze oder anderen Walzvorrichtungen eingearbeitet, um eine gleichmäßige Verteilung der Wirkstoffe und eine glatte, klumpenfreie Konsistenz zu erreichen.

Verpackung

Gerade wasserziehende (hygroskopische) oder luftempfindliche Salben benötigen luft- und lichtdichte Verpackungen. Metall- oder Kunststofftuben sind Standards; für hydrophile Salben ist dichtes Verschließen essenziell, um Wasseraufnahme zu vermeiden. Die Verpackung selbst kann die Haltbarkeit beeinflussen (z. B. Adsorption von Bestandteilen auf Kunststoff).

Besonderheiten Wassergehalt

Wasserfreie (v. a. hydrophobe) Salben sind sehr haltbar, da sie Keimen keinen Lebensraum bieten. Sobald Wasser (z. B. in Cremes) enthalten ist, steigt das Risiko für mikrobielle Kontamination und Konservierungsmaßnahmen werden wichtig.

Salbengrundlagen: Zusammensetzung und Zusatzstoffe

Die Auswahl der Salbengrundlage beeinflusst Wirksamkeit, Stabilität und galenische Eignung ganz enorm. Das IMPP legt bei Staatsexamen Wert darauf, welche Komponente mit welcher Funktion eingesetzt wird.

Übersicht: Zusammensetzung der Salbengrundlagen

  • Hydrophobe Salben:
    • Vaselinum album, Paraffin, Wachse, ggf. Penetrationsöle (z. B. Oleyloleat)
    • Einphasig, kein Emulgator, keine Wasseraufnahme
  • Wasseraufnehmende Salben (Absorptionsbasen):
    • Vaselin + Emulgator (Wollwachsalkohole, Wollwachs)
    • Wasseraufnahme durch Emulgator, Mehrphasigkeit nach Wasserzugabe
  • Hydrophile Salben:
    • Polyethylenglykole (PEG 300/1500)
    • Wasserlöslich, keine Emulgatoren, keine klassische Fettphase

Emulgatoren – Schlüssel zur Phasenumwandlung

Chemische Grundlagen

Emulgatoren bestehen aus hydrophilen und lipophilen Bestandteilen (amphiphil), was ihnen ermöglicht, Wasser und Öl zu mischen. Maßgeblich ist dabei der HLB-Wert (Hydrophile-Lipophile Balance):

  • HLB < 8: Lipophile Emulgatoren – ideal für W/O-Systeme (wie Wollwachsalkohole)
  • HLB > 8: Hydrophile Emulgatoren – ideal für O/W-Systeme

Typische Emulgatoren

  • W/O-Emulgatoren: Wollwachsalkohole, Wollwachs – für Absorptionsbasen und wasseraufnehmende Salben.
  • O/W-Emulgatoren: Macrogolfettsäureester, Polysorbate – für hydrophile Cremes.
  • Co-Emulgatoren: Cetylstearylalkohol trägt zur Stabilisierung und Konsistenz bei.

Der Emulgator entscheidet also, welche Art von Emulsion beim Mischen mit Wasser entsteht – oft ein beliebtes Prüfungsthema!

Zusatzstoffe: Antioxidantien & Konservierungsmittel

Antioxidantien – Schutz vor Ranzigwerden

Viele Fette und Öle oxidieren leicht und werden ranzig. Antioxidantien wie BHT, Tocopherolacetat oder Ascorbinsäure verhindern diesen Vorgang. Eingesetzt werden sie in sehr geringer Konzentration speziell zur Verlängerung der Haltbarkeit.

  • BHT: Für lipophile Systeme
  • Ascorbinsäure: Für wässrige Systeme
  • Tocopherolacetat: Ebenfalls für lipophile Zubereitungen geeignet

Konservierungsmittel

Wo Wasser vorhanden ist (Cremes, hydrophile Salben), können sich Mikroorganismen vermehren. Hier kommen Konservierungsstoffe wie Sorbinsäure oder Parabene zum Einsatz.
Wichtig: Antioxidantien schützen vor Oxidation, nicht vor Keimen!

Inkompatibilitäten & Stabilität – Worauf ist zu achten?

Häufige Prüfungsfallen drehen sich um Unverträglichkeiten und Stabilitätsprobleme:

  • Emulgatorinkompatibilitäten: Anionische und kationische Emulgatoren zusammen → können sich gegenseitig neutralisieren.
  • Verpackung: Manche Polymertuben können Wirkstoffe oder Emulgatoren adsorbieren.
  • Wirkstoffinkompatibilitäten: Kationische Wirkstoffe können mit anionischen Emulgatoren unlösliche Salze bilden.
  • Lagerung: Hydrophile/wasserhaltige Salben stets kühl, luft- und lichtdicht lagern.

Typische Rezepturbeispiele für das Staatsexamen

Hydrophobe Salbe: Vaselinum album (Ph. Eur.), Kühlsalbe
Wasseraufnehmende Salbe: Wollwachsalkoholsalbe (Ph. Eur.)
Hydrophile Salbe: Macrogolsalbe (DAC/NRF, PEG 300 + PEG 1500)

Das IMPP fragt gerne nach der spezifischen Zusammensetzung und Funktion dieser Rezepturen. Merke: Die Kombination aus Basis (z. B. Vaselin oder PEG), Emulgator (falls vorhanden) und Zusatzstoffen entscheidet über den gesamten Charakter!

Zusammenfassung und Prüfungsfokus

  • Der Typ der Salbe (hydrophob, wasseraufnehmend, hydrophil) ist an der Zusammensetzung klar zu erkennen.
  • Hydrophobe Salben sind rein fettig, nehmen kein Wasser auf, und sind einphasig.
  • Wasseraufnehmende Salben können erst durch Emulgatoren Wasser aufnehmen, werden dann zu mehrphasigen Cremes.
  • Hydrophile Salben sind frei von Fetten, wasserlöslich, und benötigen keine Emulgatoren.
  • Antioxidantien schützen vor Oxidation, Konservierungsmittel vor Keimen – beide sind abhängig vom Salbentyp unterschiedlich wichtig.
  • Stolpersteine: Inkompatibilitäten, Packmaterial, Verpackungsauswahl, und Lagerung sind klassische Prüfungsthemen.

Wer die Zusammensetzung und Funktionen der Komponenten versteht, kann Salben sicher unterscheiden, gezielt anwenden und in der Prüfung punkten!

Zusammenfassung

  • Hydrophobe Salben bestehen aus wasserabweisenden Fetten wie Vaselin, enthalten kein Wasser, lassen sich nicht abwaschen und schützen die Haut durch einen ocklusiven Film – typische Anwendungen sind trockene oder schutzbedürftige Hautstellen.
  • Wasseraufnehmende (Absorptions-)Salben setzen sich aus einer Fettbasis mit Emulgator (z. B. Wollwachsalkohole) zusammen, können nach Wasserzugabe zu Wasser-in-Öl-Cremes werden und eignen sich als Grundlage, wenn sowohl fett- als auch wasserlösende Wirkstoffe eingearbeitet werden sollen.
  • Hydrophile Salben basieren auf wasserlöslichen Polyethylenglykolen (Macrogole), sind abwaschbar und nicht ocklusiv, nehmen Wasser und wasserlösliche Wirkstoffe gut auf, müssen aber wegen ihrer Hygroskopizität luft- und lichtdicht verpackt und oft konserviert werden.
  • Emulgatoren sind amphiphile Stoffe, die die Aufnahme von Wasser ermöglichen und den Emulsionstyp bestimmen (HLB-Konzept: niedriger HLB für W/O, hoher HLB für O/W-Emulsionen); sie sind entscheidend für die Flexibilität und Funktion der Salbengrundlage.
  • Der Unterschied zwischen Salbe und Creme liegt im System: Salben sind meist einphasig (meist ohne Wasser), während Cremes mehrphasige Emulsionen sind – erst nach Wasserzugabe zur wasseraufnehmenden Salbe entsteht z. B. eine Creme.
  • Antioxidantien und Konservierungsmittel schützen Salben vor Oxidation bzw. mikrobiellen Verderb, wobei Antioxidantien lipophile Bestandteile (wie Vaselin) schützen und Konservierungsmittel in wasserhaltigen/hydrophilen Systemen unverzichtbar sind.
  • Prüfungsrelevante Beispiele sind Vaselinum album (hydrophob), Wollwachsalkoholsalbe (wasseraufnehmend) und Macrogolsalbe (hydrophil) – die exakte Zusammensetzung und Funktion der Bestandteile wird häufig abgefragt.

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