Umwandlungswärmen
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Umwandlungswärmen (Latentwärmen) und ihre Bedeutung bei Phasenänderungen
Was sind Umwandlungswärmen (Latentwärmen)?
Stellt euch vor: Ihr schmelzt einen Eiswürfel oder bringt Wasser zum Kochen. Obwohl ihr ständig Wärme zuführt, bleibt die Temperatur während des Schmelzens oder Verdampfens konstant. Genau darum geht es beim Konzept der Umwandlungswärmen (auch latente Wärme genannt). „Latent“ bedeutet „verborgen“ – die zugeführte Energie ist im Moment der Phasenänderung im Stoff „versteckt“ und äußert sich nicht als Temperaturänderung.
Phasenänderungen und latente Wärme – Das Prinzip
Jeder Stoff kann – abhängig von den Bedingungen – fest, flüssig oder gasförmig sein. Bei den Übergängen (z.B. Schmelzen, Verdampfen) muss Wärme zugeführt oder abgegeben werden:
- Schmelzen (fest → flüssig): Wärmeaufnahme
 - Erstarren (flüssig → fest): Wärmeabgabe
 - Verdampfen (flüssig → gasförmig): Wärmeaufnahme
 - Kondensieren (gasförmig → flüssig): Wärmeabgabe
 
Wichtig: Während dieser Übergänge bleibt die Temperatur konstant, selbst wenn weiter Energie zugeführt oder entzogen wird! Das ist typisch für einen Phasenübergang.
Das Temperaturplateau: Sichtbare Folge der latenten Wärme
Erhitzt ihr Wasser, steigt die Temperatur bis 100 °C – dann bleibt sie während des Siedens konstant, selbst wenn der Herd weiter Wärme liefert. Erst nach dem vollständigen Phasenwechsel (wenn alles Wasser verdampft ist) steigt die Temperatur weiter. Dieses Temperaturplateau zeigt: Die zugeführte Energie wird ausschließlich verwendet, um die Bindungen zwischen den Molekülen (bzw. Atomen) zu lockern oder zu lösen – also um den Aggregatzustand zu ändern, und nicht zur Temperaturerhöhung.
Während eines Phasenübergangs (z.B. Eis schmilzt, Wasser kocht) ändert sich die Temperatur nicht! Die zugeführte Wärme nutzt der Stoff allein dafür, seinen Aggregatzustand zu ändern.
Verschiedene Umwandlungswärmen
Es gibt je nach Art der Phasenumwandlung verschiedene Umwandlungswärmen:
- Schmelzenthalpie (\(\Delta H_{fus}\)) / Schmelzwärme: Energie, die beim Schmelzen benötigt wird.
 - Erstarrungsenthalpie: Energie, die beim Erstarren freigesetzt wird (Betrag wie beim Schmelzen, aber entgegengesetzte Richtung).
 - Verdampfungsenthalpie (\(\Delta H_{vap}\)) / Verdampfungswärme: Energie, die beim Verdampfen aufgenommen wird.
 - Kondensationsenthalpie: Energie, die beim Kondensieren freigesetzt wird (Betrag wie beim Verdampfen, aber entgegengesetzte Richtung).
 
Merke: Für denselben Stoff sind Schmelz- und Erstarrungswärme (bzw. Verdampfungs- und Kondensationswärme) betragsmäßig gleich groß, unterscheiden sich aber im Vorzeichen: Aufnahme \(↔\) Abgabe.
Intuitive Erklärung: Wofür wird die Umwandlungswärme „verbraucht“?
Bei jedem Phasenwechsel müssen die Moleküle oder Atome eine andere Weise der Wechselwirkung eingehen:
- Schmelzen: Die festen Plätze werden gelockert, Moleküle werden beweglicher.
 - Verdampfen: Moleküle verlassen vollständig den Flüssigkeitsverband, müssen „ausbrechen“. Das kostet besonders viel Energie.
 
Deshalb ist die Verdampfungswärme immer deutlich größer als die Schmelzwärme! Das ist ein beliebtes Thema im Staatsexamen: Für Wasser beträgt die Schmelzenthalpie etwa 6 kJ/mol, die Verdampfungsenthalpie ca. 40,7 kJ/mol – also etwa 7-mal mehr!
Die Verdampfungsenthalpie ist (bei Wasser) etwa 7-mal so groß wie die Schmelzenthalpie. Dieses Verhältnis wird häufig gefragt!
Spezifische und molare Umwandlungswärmen
Umwandlungswärmen können verschieden bezogen werden:
- Spezifisch (\(L\)): Per Masse (z.B. \(J/g\) oder \(kJ/kg\))
- Für Wasser: \(\text{L}_{\text{Schmelzen}} \approx 334\,\text{J/g}\), \(\text{L}_{\text{Verdampfen}} \approx 2257\,\text{J/g}\)
 
 - Molar (\(\Delta H\)): Pro Stoffmenge (z.B. \(kJ/mol\))
- Für Wasser: \(\Delta H_{fus} \approx 6\,\text{kJ/mol}\), \(\Delta H_{vap} \approx 40,7\,\text{kJ/mol}\)
 
 
Beides beschreibt das gleiche Prinzip – einmal bezogen auf Masse, einmal auf die Zahl der Teilchen (Mol).
Spezifische Werte: pro Masse (\(1\,\text{kg}\) oder \(1\,\text{g}\)),
molare Werte: pro Stoffmenge (\(1\,\text{mol}\)).
Umrechnung: \(n = \frac{m}{M}\), \(M\) = molare Masse!
Typische Zahlenwerte am Beispiel Wasser
- Schmelzenthalpie: \(\approx 334\,\text{J/g}\) oder \(6\,\text{kJ/mol}\)
 - Verdampfungsenthalpie: \(\approx 2257\,\text{J/g}\) oder \(40,7\,\text{kJ/mol}\)
 
Einprägenswete Zahlen:
Schmelzen: ca. 335 kJ pro kg
Verdampfen: ca. 2250–2257 kJ pro kg
Das Verhältnis \(\approx 6,8\)–\(7\) ist eine der häufigsten Prüfungsfragen!
Rechnen mit Umwandlungswärmen
Im Staatsexamen musst du oft berechnen, wie viel Energie für eine Phasenumwandlung benötigt wird. Die Formeln sind einfach:
Für bekannte Masse (\(m\)) und spezifische Umwandlungswärme (\(L\)):
\[ Q = m \cdot L \]
Für bekannte Stoffmenge (\(n\)) und molare Umwandlungsenthalpie (\(\Delta H\)):
\[ Q = n \cdot \Delta H \]
Beispiele:
Eis schmelzen:
\(m = 300\,\text{g}\), \(L_{Schmelzen}=334\,\text{J/g}\)
\(Q = 300\,\text{g} \times 334\,\text{J/g} = 100\,200\,\text{J} = 100,2\,\text{kJ}\)Wasser verdampfen:
\(n = 5,56\,\text{mol}\), \(\Delta H_{vap}=40,6\,\text{kJ/mol}\)
\(Q = 5,56\,\text{mol} \times 40,6\,\text{kJ/mol} \approx 225\,\text{kJ}\)
Achte immer auf Einheiten: \(g\), \(kg\), oder \(mol\) – und rechne bei Bedarf um!
Was passiert dabei mit der Temperatur?
Während ein Stoff schmilzt oder verdampft, bleibt seine Temperatur konstant – erst nach Abschluss des gesamten Phasenwechsels steigt oder sinkt die Temperatur weiter.
Warum? Die zugeführte Energie wird komplett in das Überwinden von Bindungen gesteckt, ohne dass sich die Teilchen schneller bewegen (= Temperaturanstieg).
Das Temperaturplateau während eines Phasenwechsels ist also ein sicheres Zeichen für die Wirkung der latenten Wärme.
Anwendungen & Relevanz im Alltag und der Pharmazie
- Kühlung durch Verdunstung: Schwitzen nutzt die Verdampfungsenthalpie, um Wärme vom Körper abzuführen.
 - Frostschutz: Leitungen, Pflanzen, Technik – die Erstarrungsenthalpie (Abkühlung durch Gefrieren) schützt oder beeinflusst das System.
 - Wärmespeicher und -übertrager: Wasser speichert durch Phasenwechsel große Mengen an Energie – wichtig z.B. in Dampfkraftwerken, Klimaanlagen oder in biologischen Prozessen.
 - Biologische und technische Systeme profitieren von der Möglichkeit, „versteckt“ große Energiemengen zu speichern oder frei zu setzen.
 
Typische Fragen im Staatsexamen
Das IMPP fragt häufig:
- Berechnung der nötigen Energie für eine Phasenumwandlung (meist Wasser oder Eis).
 - Vergleich typischer Werte (z.B., Verdampfungs- vs. Schmelzenthalpie).
 - Erklärung: Warum bleibt die Temperatur während eines Phasenübergangs konstant?
 - Anwendungsfragen
 
Zusammenfassung
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