Radiochemie

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Isotope, Radionuklide, radioaktiver Zerfall und Strahlungsarten

Isotope sind Varianten eines Elements mit identischer Protonenzahl und somit gleicher Kernladungszahl, aber unterschiedlicher Neutronenzahl. Diese Varianten führen zu verschiedenen Massenzahlen, die sich aus der Summe von Protonen und Neutronen zusammensetzen.

Isotope verstehen

Beginnen wir mit Brom als Beispiel: Das häufigste Isotop von Brom hat die Massenzahl 79. Weil Brom in jeder seiner Varianten 35 Protonen beinhaltet, ergibt die Differenz aus der Massenzahl und der Protonenzahl die Neutronenzahl. Bei Brom-79 sind das folglich 79 - 35 = 44 Neutronen.

Radionuklide und radioaktiver Zerfall

Radionuklide sind instabile Isotope, die spontan zerfallen, um stabile Formen anzunehmen. Der radioaktive Zerfall kann durch Aussendung verschiedener Partikel und Strahlung erfolgen, was zu einer Veränderung von Massenzahl und Kernladungszahl des ursprünglichen Nuklids führt.

Alpha-Zerfall

Mechanismus des Alpha-Zerfalls1

Beim Alpha-Zerfall verringert sich die Massenzahl um vier und die Kernladungszahl um zwei, da ein Heliumkern emittiert wird. Hier reicht bereits ein Stück Pappe, um diese Art der Strahlung aufzuhalten.

Beta-Minus-Zerfall

Mechanismus des Beta-Minus-Zerfalls2

Beta-Minus-Zerfall tritt auf, wenn ein Neutron in ein Proton umgewandelt wird. Hierbei erhöht sich die Kernladungszahl um eins, während die Massenzahl unverändert bleibt. Das emittierte Teilchen ist ein Elektron, auch als Beta-Partikel bekannt.

Beta-Plus-Zerfall

Mechanismus des Beta-Plus-Zerfalls3

Beim Beta-Plus-Zerfall verwandelt sich ein Proton in ein Neutron, wodurch die Kernladungszahl um eins sinkt. Es wird ein Positron ausgesandt, das Gegenstück zum Elektron.

Gamma-Strahlung

Mechanismus der Gamma-Strahlung4

Gamma-Strahlung ist energiereiche elektromagnetische Strahlung, die ohne Veränderung der Massen- oder Kernladungszahl emittiert wird, oft in Folge anderer Zerfallsarten.

Strahlungsarten und deren Interaktion mit Materie

Es ist wichtig zu wissen, dass verschiedene Strahlungsarten unterschiedliche Energie aufweisen und daher auch unterschiedlich stark die Materie durchdringen können:

  • Alpha-Strahlung: Wird bereits von dünner schwarzer Pappe blockiert.
  • Beta-Strahlung: Kann dünne Materialien durchdringen, wird aber durch dichtere Abschirmungen wie Bleche gestoppt.
  • Gamma-Strahlung: Hochdurchdringend und erfordert schwere Materialien wie Blei zur Abschirmung.

Beispiele für Zerfallsvorgänge

Alpha-Zerfall bei Uran-238

\[^{238}_{92}U \rightarrow ^{234}_{90}Th + ^{4}_{2}He\] Uran-238 verliert durch Alpha-Zerfall vier Masseneinheiten und zwei Protonen, wird zu Thorium-234.

Beta-Minus-Zerfall von Tritium (Wasserstoff-3)

\[^{3}_{1}H \rightarrow ^{3}_{2}He + e^{-} + \bar{\nu}_e\] Tritium wird durch Beta-Minus-Zerfall zu Helium-3. Dabei bleibt die Massenzahl gleich, aber die Kernladungszahl steigt um eins.

Beta-Plus-Zerfall von Kohlenstoff-11

\[^{11}_{6}C \rightarrow ^{11}_{5}B + e^{+} + \nu_e\] Kohlenstoff-11 wandelt sich durch Beta-Plus-Zerfall in Bor-11 um. Hierbei verringert sich die Kernladungszahl um eins.

Besonderes Augenmerk beim IMPP

Das IMPP fragt besonders gerne nach der Identifizierung von neuen Elementen oder Isotopen, die nach einem radioaktiven Zerfall entstehen. Kenntnisse über den Umgang mit Massen- und Kernladungszahlen sind daher unerlässlich.

Bedeutung für Radiotherapie

Beginnen wir mit der Radiotherapie: Diese ist eine Krebsbehandlung, bei der gezielt Radionuklide eingesetzt werden, um Krebszellen zu zerstören. Die Strahlung beschädigt die DNA der Krebszellen, sodass diese nicht mehr wachsen können und absterben.

Auswahl der Radionuklide

Bei der Auswahl von Radionukliden für die Therapie ist das Verhältnis von Beta-Strahlern wie Tritium (^3H) zur Gamma-Strahlung entscheidend. Beta-Strahler sind insofern nützlich, als dass sie ihre Energie über eine kurze Distanz abgeben und somit in der Lage sind, Zellen präzise zu zerstören, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen.

Wirkung auf biologisches Gewebe

Die Wirkung auf das Gewebe hängt von der Art der Strahlung ab. So wird Alpha-Strahlung aufgrund ihrer geringen Eindringtiefe meist für die Behandlung von Tumoren in unmittelbarer Nähe des Zerfallsorts eingesetzt.

Strahlung

Wichtig ist die Kenntnis über die unterschiedlichen Eindringtiefen und Strahlungsarten, da zum Beispiel α-Strahlung, eine eher geringe Eindringtiefe hat, während β– und γ-Strahlung eine größere haben. Das IMPP fragt hier gern nach den geeigneten Strahlungstypen für bestimmte Behandlungen.

Bedeutung für Radiodiagnostik

Radiodiagnostische Verfahren

Die Radiodiagnostik umfasst verschiedene bildgebende Verfahren wie PET und SPECT, bei denen Radionuklide wie Technetium-99m genutzt werden. Diese Hilfsmittel erlauben es, körpereigene Prozesse zu verfolgen und Diagnostiken zu präzisieren.

Halbwertszeiten und Strahlungsdetektion

Die Halbwertszeiten der eingesetzten Nuklide sind entscheidend für die Planung und Interpretation diagnostischer Methoden. Sie sollten so gewählt werden, dass sie einerseits genug Zeit für die Durchführung der Untersuchung bieten und andererseits nicht zu lange im Körper verbleiben.

Halbwertszeit

Das Konzept der Halbwertszeit ist zentral für die Radiodiagnostik. Es bestimmt, wie schnell ein Radionuklid zerfällt und wie lange es detektierbar ist.

Bedeutung für Bioanalytik

Radiokarbon-Datierung in der Bioanalytik

Die Radiokarbon-Datierung ist nur eines der Beispiele, wie radioaktive Isotope uns helfen, das Alter organischer Materialien zu bestimmen. Dabei wird die Halbwertszeit des Kohlenstoff-14-Isotops genutzt, um aus der noch vorhandenen Menge des Isotops das Alter des Materials abzuleiten.

Ausscheidung

Die Ausscheidungswege der Nuklide sind für die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Verfahren von großer Bedeutung. Viele Nuklide werden über die Nieren und die Harnwege ausgeschieden, andere über die Leber und den Darm. Einige Nuklide können auch über die Lunge oder sogar die Haut ausgeschieden werden.

Zusammenfassung

  • Isotope: Gleiche Protonenanzahl, unterschiedliche Neutronenzahl – die Massenzahl (Summe aus Protonen und Neutronen) unterscheidet Isotope eines Elements.
  • Beta-Minus-Zerfall: Ein Neutron im Kern wird zu einem Proton; die Anzahl der Protonen steigt, die Massenzahl bleibt gleich und die Ordnungszahl erhöht sich um eins.
  • Alpha-Zerfall: Aussendung eines Heliumkerns (zwei Protonen, zwei Neutronen), was zu einer Verringerung der Massenzahl um vier und der Ordnungszahl um zwei führt.
  • Radioaktive Strahlung: Verständnis der unterschiedlichen Strahlungstypen und ihrer Durchdringungsfähigkeiten ist für den Strahlenschutz essenziell.
  • Halbwertszeit: Zeitraum, in dem die Hälfte der Atome eines radioaktiven Isotops zerfällt; über mehrere Halbwertszeiten hinweg lässt sich die verbleibende Menge eines Isotops berechnen.
  • Radiocarbon-Datierung: Nutzt den Zerfall von 14C zur Altersbestimmung von organischen Materialien, basierend auf der bekannten Halbwertszeit von 14C und dem sich ändernden Verhältnis 12C zu 14C nach dem Tod.

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Footnotes

  1. Credits Mechanismus des Alpha-Zerfalls Grafik: Inductiveload, Alpha Decay, marked as public domain, more details on Wikimedia Commons↩︎

  2. Credits Mechanismus des Beta-Minus-Zerfalls Grafik: Inductiveload, Beta-minus Decay, marked as public domain, more details on Wikimedia Commons↩︎

  3. Credits Mechanismus des Beta-Plus-Zerfalls Grafik: Master-m1000, Beta-plus Decay, marked as public domain, more details on Wikimedia Commons↩︎

  4. Credits Mechanismus der Gamma-Strahlung Grafik: Inductiveload, changes by Habitator terrae, Gamma radiation (alternative), CC BY-SA 4.0↩︎