Verbindungen mit mehreren Chiralitätszentren

IMPP-Score: 1.8

Einführung in die Stereochemie mit mehreren Chiralitätszentren

In der Stereochemie beschäftigst du dich mit der räumlichen Anordnung von Atomen in Molekülen. Besonders spannend wird es, wenn Verbindungen mehrere Chiralitätszentren besitzen. Ein Chiralitätszentrum ist ein Kohlenstoffatom, das vier verschiedene Substituenten trägt, wodurch zwei spiegelbildliche, aber nicht deckungsgleiche Strukturen entstehen: die Enantiomere.

Bei Verbindungen mit mehreren Chiralitätszentren addiert sich die Komplexität, da jedes Zentrum entweder die R- oder S-Konfiguration aufweisen kann. Die Bestimmung der absoluten Konfigurationen, d.h. R oder S, erfolgt anhand definierter Prioritätsregeln und ist essenziell für das tiefergehende Verständnis der Stereochemie.

Das Konzept der Meso-Verbindungen

Ein zentraler Aspekt beim Verständnis von Verbindungen mit mehreren Chiralitätszentren ist das Konzept der meso-Verbindungen. Diese entstehen, wenn sich in einem Molekül Chiralitätszentren befinden, die durch Symmetrieelemente wie eine Spiegelebene intern kompensiert werden.

meso-Erklärung

meso-Verbindungen enthalten zwar chirale Zentren, sind aber insgesamt achiral und optisch inaktiv, da die durch Symmetrie bedingte Spiegelbildlichkeit innerhalb der Molekülstruktur die Chiralität aufhebt.

Ein klassisches Beispiel für eine meso-Verbindung ist die meso-Weinsäure, die trotz zweier Chiralitätszentren achiral bleibt, weil eine Spiegelebene durch beide Zentren verläuft.

Pseudochiralitätszentren und ihre Bedeutung

Es gibt Situationen, in denen potenzielle Chiralitätszentren achiral wirken, weil sie Teile einer symmetrischen Struktur sind. Diese Zentren nennt man Pseudochiralitätszentren.

Konzept der Pseudochiralität durch Symmetrieelemente1
Pseudochirales Wissen

Ein Pseudochiralitätszentrum tritt in einer Molekülstruktur auf, wenn ein Kohlenstoffatom vier unterschiedliche Substituenten trägt, die durch die Molekülsymmetrie als paarweise identisch betrachtet werden.

Stereoisomere und die 2^n-Regel

Für gewöhnlich gilt die Regel, dass eine Verbindung mit n Chiralitätszentren bis zu \(2^n\) Stereoisomere aufweisen kann. Diese Stereoisomere können Enantiomere oder Diastereomere sein. Diastereomere sind Isomere, die sich in der Konfiguration mindestens eines Chiralitätszentrums unterscheiden.

Relevanz der Isomerenregel

Das IMPP fragt besonders gerne nach der 2^n-Regel und wie meso-Formen diese Regel beeinflussen. Es ist wichtig zu verstehen: meso-Formen reduzieren die theoretisch mögliche Anzahl von Stereoisomeren.

Die Anzahl der Stereoisomere im Licht von Meso-Formen

Die Kombination aus R- und S-Konfigurationen kann durch das Vorhandensein meso-Formen kompliziert werden. Diese Formen lassen sich nicht als Enantiomere trennen, was eine praktische Bedeutung in der Synthese optisch aktiver Substanzen hat.

Diastereomerenbeziehungen

Diastereomere können sich in vielen Eigenschaften unterscheiden, wie z.B. Schmelzpunkt und Löslichkeit. Diese Unterschiede machen Diastereomere trennbar, was bei Enantiomeren nicht der Fall ist.

Merke Dir die Diastereomeren!

Diastereomere Differenzieren sich energetisch und durch physikalische Eigenschaften, die wichtig für praktische Anwendungen, wie z.B. die Trennung diastereomerer Mischungen sind.

Generell ist die Beachtung von Symmetrien und Stereoisomeren ein Schlüsselkonzept für Verbindungen mit mehreren Chiralitätszentren, da diese Erkenntnisse für die Vorhersage von Reaktivität und Produktverhältnissen in Synthesen von entscheidender Bedeutung sind.

Epimere

Epimere sind spezielle Typen von Diastereomeren, die sich ausschließlich an einem einzigen Chiralitätszentrum unterscheiden. Betrachtet man also eine Verbindung mit mehreren stereogenen Zentren, so wäre jedes Isomer, das sich nur an einem dieser Zentren unterscheidet, ein Epimer bezüglich dieses Zentrums.

Epimere2

Besonders bei Zuckern spielt die Epimerisierung eine zentrale Rolle. Nehmen wir das Beispiel der D-Glucose und D-Mannose: Diese beiden Aldohexosen unterscheiden sich nur in der Konfiguration am zweiten Kohlenstoff (C2). Trotzdem hat dieser Unterschied weitreichende Auswirkungen auf die physikalischen und biologischen Eigenschaften.

Merkregel für Epimerisierung

Das IMPP fragt besonders gerne nach dieser subtilen, aber signifikanten Veränderung. Bei der Epimerisierung ändert sich die Konfiguration genau an einem Stereozentrum, was zu verschiedenen biologischen Eigenschaften führen kann.

Zusammenfassung

  • Chiralitätszentren: Bei Verbindungen mit mehreren Chiralitätszentren trägt jedes Zentrum individuell zur optischen Aktivität bei; jedes Zentrum muss separat betrachtet werden.
  • Stereoisomere Maximierung: Eine Verbindung mit n Chiralitätszentren kann maximal 2^n Stereoisomere haben, worunter Enantiomere und Diastereomere fallen.
  • Meso-Verbindung: Eine meso-Verbindung entsteht trotz Vorhandenseins von Chiralitätszentren und ist achiral, bedingt durch eine interne Symmetrieebene, welche die optische Aktivität aufhebt.
  • Diastereomere: Verbindungen mit unterschiedlicher Konfiguration an mindestens einem, aber nicht allen Chiralitätszentren, werden Diastereomere genannt.
  • Epimerisierung: Unter Epimerisierung versteht man die Umwandlung eines Diastereomers in ein anderes durch die Umkehrung der Konfiguration an genau einem Stereozentrum.
  • Pseudochiralitätszentren: Sind in einem achiralen Molekül, z.B. in meso-Formen, vorhanden und entstehen durch paarweise gleiche, entgegengesetzt orientierte Substituenten an einem Kohlenstoffatom.
  • Racemat: Ein Gemisch von gleichen Anteilen zweier Enantiomere, die nicht chirale meso-Verbindungen bilden, womit eine Trennung durch physikalische Methoden ermöglicht wird.

Feedback

Melde uns Fehler und Verbesserungsvorschläge zur aktuellen Seite über dieses Formular. Vielen Dank ❤️

Footnotes

  1. Credits Konzept der Pseudochiralität durch Symmetrieelemente Grafik: muellerb, Xylit, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎

  2. Credits Epimere Grafik: Fvasconcellos 21:12, 15 October 2007 (UTC), Doxorubicin–epirubicin comparison, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎