Radikalische Substitution

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Radikalische Substitution: Definition und Mechanismen

Die radikalische Substitution ist eine grundlegende Reaktion in der organischen Chemie, bei der Atome oder Gruppen in einem Molekül durch Radikale ersetzt werden. Diese Reaktionsart spielt eine wichtige Rolle in der Synthesechemie sowie bei vielen biologischen und industriellen Prozessen.

Mechanismus der radikalischen Substitution1

Initiation der Radikalbildung

Die Reaktion beginnt mit der Initiation, deren klassische Methode die Einwirkung von UV-Licht ist. UV-Licht liefert die Energie, um die homolytische Bindungsspaltung zu ermöglichen und damit Radikale zu erzeugen. Zum Beispiel führt die Bestrahlung von Chlor mit UV-Licht zur Bildung von Chlorradikalen:

\[ \text{Cl}_2 \xrightarrow{UV} 2 \cdot \text{Cl} \]

Alternativ lassen sich Peroxide wie Dibenzoylperoxid oder Azoverbindungen wie Azoisobutyronitril als Radikalstarter nutzen. Sie zerfallen unter milden Bedingungen und generieren auf diese Weise Radikale, die die Kette starten können:

\[ \text{R-O-O-R} \xrightarrow{\Delta} 2 \cdot \text{R-O} \]

Kettenfortpflanzung und Kettenabbruch

Im Zuge der Kettenfortpflanzung reagieren diese Radikale weiter und bilden unter Substitution eines Wasserstoffatoms neue Radikale, die den Zyklus fortsetzen. Zum Beispiel:

\[ \cdot \text{Cl} + \text{R-H} \rightarrow \text{R} \cdot + \text{HCl} \]

Der Kettenabbruch erfolgt, wenn zwei Radikale aufeinandertreffen und eine stabile Verbindung bilden, was das Ende der Reaktionskette bedeutet:

\[ \cdot \text{Cl} + \text{R} \cdot \rightarrow \text{R-Cl} \]

Stabilität und Reaktivität von Radikalen

Stabilisierung durch Hyperkonjugation und Resonanz

Radikale werden durch verschiedene Effekte stabilisiert, was ihre Reaktivität maßgeblich beeinflusst.

Die Stabilität eines Radikals hängt von der Art seiner Substituenten ab. Tertiäre Radikale sind stabiler als sekundäre oder primäre, denn sie sind durch Hyperkonjugation und induktive Effekte stabilisiert. Allyl- und Benzylradikale profitieren zudem von der zusätzlichen Stabilität durch Resonanzstabilisierung.

Selektivität und Regioselektivität in der radikalischen Substitution

Radikalische Substitutionen zeigen eine deutliche Selektivität. Halogene wie Chlor und Brom demonstrieren eine höhere Selektivität für tertiäre C-Atome. Der Grund ist, dass tertiäre Alkylradikale stabiler sind und damit reaktiver als ihre sekundären und primären Gegenstücke. Tertiäre Radikale sind durch den +I-Effekt und durch mehr Hyperkonjugation stabilisiert.

Energetische Betrachtungen

Eine hohe Selektivität in radikalischen Reaktionen hängt oft mit ihren energetischen Übergangszuständen zusammen. Energetisch frühe Übergangszustände führen zu geringerer Selektivität, da Unterschiede zwischen konkurrierenden Reaktionswegen minimal sind. Die Iodierung von Alkanen ist ein Beispiel für eine radikalische Substitution, die energetisch ungünstig ist.

Anwendungsbeispiele

  • Sandmeyer-Reaktion: Die Umsetzung aromatischer Amine zu Halogenaromaten unter Verwendung von Kupfer(I)-salzen.
  • Anti-Markownikow-Orientierung: Die Addition von Halogenwasserstoffen an Alkene, wobei das Halogenatom an das weniger substituierte Kohlenstoffatom addiert wird.
Radikalische Addition als Gegensatz zur elektrophilen Addition

Bei der radikalischen Addition entstehen Anti-Markownikow-Produkte, ein wichtiger Mechanismus, den das IMPP gerne abfragt.

  • Wohl-Ziegler-Reaktion: Eine spezialisierte Bromierung in Allylstellung.

Radikalische Substitution unter verschiedenen Bedingungen

Radikale können nur unter bestimmten Bedingungen wirksam gebildet werden. UV-Licht ist oft erforderlich, um Radikale zu initiieren. Unter Ausschluss von Licht ist die radikalische Substitution weniger relevant.

Zusammenfassung

  • Sandmeyer-Reaktion: Umsetzung von aromatischen Aminen zu Halogenverbindungen mithilfe von Kupfer(I)-Salzen nach einer Diazotierung, gekennzeichnet durch eine radikalische aromatische Substitution.
  • Stabilität von Kohlenstoffradikalen: Zunahme mit dem Grad der Alkylierung, wobei die Stabilisierungsmechanismen Hyperkonjugation und Resonanz die Reaktivität beeinflussen.
  • Radikalische Halogenierung: Selektive Umsetzung der Wasserstoffatome in Kohlenwasserstoffen durch Licht oder Wärme unter Bildung stabilerer Alkylhalogenide bei Reaktionen mit Halogenradikalen.
  • Peroxid-Effekt: Radikalische Addition von Halogenwasserstoffen an Alkene ergibt das Anti-Markownikow-Produkt, beispielsweise bei der Umsetzung von HBr mit Propen.
  • Radikalstarter: Stoffe wie Peroxide und Azoverbindungen, die durch Zerfall in Radikale reaktionsauslösend wirken und die Bildung von primären, sekundären oder tertiären Radikalen initiieren.
  • Allylische und benzylische Radikale: Besondere Stabilität durch Resonanzstabilisierung, wodurch Substitutionen an diesen Positionen häufig sind.
  • Radikalische Substitution ohne Licht: In Abwesenheit von Lichtquellen sind Radikalreaktionen oft weniger relevant, da UV-Licht oft zur Generierung von Radikalen benötigt wird.

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Footnotes

  1. Credits Mechanismus der radikalischen Substitution Grafik: Tanevala, Radical substitution, CC BY-SA 4.0↩︎