Prochiralitaet
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Prochiralität in der organischen Chemie und Stereochemie
Grundkonzept der Prochiralität
Ein Molekül ist prochiral, wenn es nicht chiral ist, aber chiral werden kann, indem ein einziger Substituent gegen einen anderen ausgetauscht wird. Stell dir das vor, wie ein Zwillingspaar (die prochiral sind) und eines der Zwillinge bekommt einen auffälligen Hut (wird chiral). Ethanol zum Beispiel ist ein prochirales Molekül: Wenn wir eines der Wasserstoffatome am Kohlenstoffatom (das nicht das Hydroxygruppe trägt) durch eine andere Gruppe ersetzen, wird aus dem symmetrischen Ethanol ein asymmetrisches, chirales Molekül.
Das IMPP fragt gerne nach Beispielen für prochirale Moleküle und geht tiefer in die Frage, wie aus prochiralen Zentren chirale hervorgehen können. Verstehe die Grundlagen gut, um diese Fragen zu meistern.
Topizität in der Prochiralität
Homotopie
In einem Molekül sind zwei gleiche Substituenten oder Atome homotop, wenn ihre Substitution identische Produkte ergibt. Betrachte das Methanmolekül (CH₄), in dem alle vier Wasserstoffatome identisch (homotop) zueinander sind; der Austausch eines beliebigen Wasserstoffs führt stets zum gleichen Molekül.
Enantiotopie
Die Sache wird interessanter, wenn zwei identische Substituenten in einem prochiralen Molekül enantiotop zueinander sind. Das bedeutet, dass ihre Substitution zu enantiomeren Produkten führt - also Molekülen, die Spiegelbilder voneinander sind. Nehmen wir Ethanol: Wenn du eines der zwei Wasserstoffatome am zentralen Kohlenstoffatom substituierst, entstehen zwei verschiedene enantiomere Alkohole.
Diastereotopie
Wenn die Substitution von zwei gleichen Substituenten zu diastereomeren Produkten führt (Moleküle, die nicht Spiegelbilder voneinander, aber enantiomer zueinander sind), nennen wir diese Substituenten diastereotop. Das passiert, wenn das Molekül bereits ein anderes chiralitätsbestimmendes Zentrum hat.
Konstitutopie
Konstitutop ist ein seltenerer Begriff, der sich auf die Umgebung umligender Atome bezieht. Du brauchst diesen Begriff in der Regel nur, um sehr detaillierte stereochemische Verhältnisse zu beschreiben.
Klassifizierung von prochiralen Zentren
Bei prochiralen Zentren sprechen wir von pro R und pro S Klassifizierungen. Diese sind analog zu den bekannten R/S-Systemen, aber das “pro” deutet darauf hin, dass sie (noch) nicht chiral, aber potenziell chiral sind. Eine Methode, um pro R und pro S zu identifizieren, ist die Re- und Si-Nomenklatur, die für die Beschreibung von Substraten mit prochiralen Zentren verwendet wird. So werden Seiten in Molekülen bezeichnet, wobei “Re” und “Si” für die lateinischen Begriffe “rectus” (rechts) und “sinister” (links) stehen.
Beispiel: Butan
In Butan haben wir ein prochirales Zentrum, wenn wir zwei Methylgruppen haben, die potenziell enantiotop sind. Tauschen wir eine der Gruppen aus, können wir eine pro R oder pro S Konfiguration beobachten.
Das Verständnis von prochiralen Zentren und deren Re/Si-Klassifizierung ist zentral für die Entwicklung steroselektiver Synthesen in der organischen Chemie.
Zusammenfassung
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Footnotes
Credits Konzept der Prochiralität und der Re-/Si-Nomenklatur Grafik: Jü, Prochirality V.1, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎
Credits Butan Grafik: NEUROtiker, Butan Skelett, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎