Carbonsäuren

IMPP-Score: 3.8

Allgemeine Eigenschaften und Struktur von Carbonsäuren

Carbonsäuren sind organische Verbindungen, die durch das Vorhandensein einer oder mehrerer Carboxylgruppen (-COOH) gekennzeichnet sind. Das IMPP fragt besonders gerne nach der Struktur und Acidität der Carbonsäuren sowie nach den Effekten von Substituenten auf deren Eigenschaften. Hier ist es besonders wichtig, dass du dir die Grundlagen gut einprägst.

Struktur von Carbonsäuren

Eine Carboxylgruppe besteht aus einer Carbonylgruppe (C=O) und einer Hydroxylgruppe (OH), die am selben Kohlenstoffatom gebunden sind. Diese Struktur ist verantwortlich für die charakteristischen Eigenschaften der Carbonsäuren, insbesondere für ihre Fähigkeit, als Säuren zu fungieren.

Allgemeine Struktur der Carbonsäuren1

Säure-Base-Reaktionen und Acidität von Carbonsäuren

Säure-Base-Reaktionen von Carbonsäuren

Carbonsäuren sind organische Verbindungen, die eine Carboxygruppe (-COOH) enthalten. Diese Gruppe ist maßgeblich für die sauren Eigenschaften von Carbonsäuren verantwortlich, da das Wasserstoffatom (H) der Hydroxylgruppe (-OH) als Proton (H⁺) abgespalten werden kann. Carbonsäuren können ein Proton (H+) abgeben und fungieren daher als Brønsted-Säuren. Diese Abspaltung macht Carbonsäuren zu Protonenspendern in Säure-Base-Reaktionen, was sie zu wichtigen Bestandteilen in der organischen Chemie macht.

\[ \text{R-COOH} \rightleftharpoons \text{R-COO}^- + \text{H}^+ \]

Acidität

Diese Acidität ergibt sich aus der Fähigkeit der restlichen Carboxylatgruppe, die negative Ladung zu delokalisieren und zu stabilisieren. Daher haben Carbonsäuren generell niedrigere pK_a-Werte im Vergleich zu Alkoholen und sind stärker als viele andere organische Verbindungen.

Faktoren, die die Acidität beeinflussen

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Stärke von Carbonsäuren beeinflussen, wie etwa die Anwesenheit von Substituenten:

  • Elektronenziehende Gruppen (wie -NO2, -Cl, -F, etc.) nahe der Carboxylgruppe erhöhen die Acidität, da sie die Delokalisierung des negativen Ladung unterstützen und somit das Carboxylat-Anion stabilisieren.
  • Elektronenschiebende Gruppen (wie -CH3, -OCH3) verringern dagegen die Acidität, weil sie die negative Ladung weniger effektiv delokalisieren.

Spezielle Aciditätsfaktoren und Effekte

Einige Carbonsäuren, wie solche, die auch eine Hydroxyl- oder Ketogruppe besitzen, können intramolekulare Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden und besondere Aciditätseigenschaften aufzeigen. Beispiele hierfür sind die Brenztraubensäure und die Milchsäure. Diese strukturellen Elemente beeinflussen die Acidität, da sie zusätzliche Stabilisierungsmöglichkeiten für das Anion bieten.

Zusätzlich muss erwähnt werden, dass die mesomere Stabilisierung eine weitere wichtige Rolle spielt. Die negative Ladung des Carboxylat-Anions kann durch Resonanz innerhalb der Carboxylgruppe verteilt werden, was zu einer weiteren Stabilisierung führt.

Note

Besonderes Augenmerk auf die Acidität
Wenn du dich auf das Examen vorbereitest, solltest du besonders die Faktoren verstehen, die die Acidität von Carbonsäuren beeinflussen. Das IMPP fragt gerne nach der reaktiven Natur der Carbonsäuren und den Effekten, die Substituenten auf die Stabilität des Carboxylat-Anions und damit auf die Acidität haben.

Acidität und Reaktionen mit CO₂

Ein interessanter Aspekt in Bezug auf Carbonsäuren und Acidität ist die Synthese von Carbonsäuren aus CO₂, zum Beispiel durch die Reaktion mit Grignard-Verbindungen. Dies verdeutlicht eine spannende Weise der Carbonsäureherstellung aus anorganischen Vorläufern und zeigt gleichzeitig, wie CO₂ in organische Strukturen integriert werden kann, was ein relevanter Vorgang in der Natur und der chemischen Industrie ist.

In Bezug auf die Acidität spielt hier insbesondere die Reaktion des Grignard-Reagenzes eine Rolle, da das Metallhalogenid, das nach Reaktion von CO₂ mit einer Grignard-Verbindung verbleibt, zu einer Carbonsäure protoniert wird und somit die Säurefunktion hervorbringt.

Wasserstoffbrückenbindung

Carbonsäuren neigen dazu, intermolekulare Wasserstoffbrückenbindungen auszubilden, was zu höheren Siedepunkten und der Bildung von Dimeren führt. In gewissen Fällen können Carbonsäuren sogar intramolekulare Wasserstoffbrücken ausbilden, was ihre Eigenschaften weiter beeinflussen kann.

Prüfungsrelevante Merkpunkte

Im Examen könnt ihr oft nach der Rolle von Substituenten auf die Acidität und nach den Strukturbesonderheiten, die die physikalischen Eigenschaften von Carbonsäuren beeinflussen, gefragt werden. Achte darauf, dass du verstehst, wie Elektronenziehende und -schiebende Effekte wirken und warum Carbonsäuren in der Lage sind, intermolekulare Wasserstoffbrücken auszubilden.

Reaktion mit Nukleophilen

Carbonsäuren sind typischerweise reaktiv gegenüber starken Nukleophilen. Wie du im ersten Wissensschnipsel gesehen hast, kann das acide Wasserstoffatom der Carboxylgruppe von Nukleophilen wie Grignard-Reagenzien angegriffen werden. Dies kann zur Bildung von Alkanen führen, nach Reaktionen mit entsprechenden organometallischen Reagenzien und anschließender saurer Aufarbeitung.

Stabilität

Die Stabilität einer Carbonsäure kann durch die Nähe zu anderen funktionellen Gruppen beeinflusst werden. Beta-Ketocarbonsäuren beispielsweise neigen dazu, zu decarboxylieren und Kohlenstoffdioxid abzuspalten, was eine wichtige Reaktion darstellt, die häufig im IMPP-Examen abgefragt wird.

Herstellung und Synthese von Carbonsäuren

Carbonsäuren sind organische Säuren mit mindestens einer Carboxylgruppe (-COOH), die aus einem Kohlenstoffatom besteht, das doppelt an ein Sauerstoffatom und einfach an eine Hydroxylgruppe (-OH) und an ein weiteres Kohlenstoffatom oder Wasserstoffatom gebunden ist. In diesem Abschnitt konzentrieren wir uns auf die verschiedenen Methoden, mit denen Carbonsäuren hergestellt und synthetisiert werden können.

Oxidation von primären Alkoholen und Aldehyden

Bei der Oxidation von primären Alkoholen bzw. Aldehyden entstehen Carbonsäuren. Dies erfolgt oft durch Einsatz von starken Oxidationsmitteln wie Kaliumpermanganat (KMnO4) oder Chromsäure (H2CrO4). Die Reaktion ist abhängig von den Reaktionsbedingungen und der Struktur des Alkohols.

Oxidation von primären Alkoholen zur Carbonsäure2

Kohlendioxid-Fixierung mit Grignard-Reagenzien

Eine wichtige Methode zur Synthese von Carbonsäuren ist die Reaktion von Grignard-Reagenzien mit Kohlendioxid (CO2). Hierbei wird zuerst das Grignard-Reagenz, zum Beispiel Methylmagnesiumbromid, mit CO2 umgesetzt, bevor es durch saure Aufarbeitung zu einer Carbonsäure hydrolysiert wird.

Hydrolyse von Nitrilen

Die Reaktion von Nitrilen mit Wasser, insbesondere unter sauren oder basischen Bedingungen, führt zur Bildung von Carbonsäuren. Die hydrolytische Spaltung der C≡N-Bindung ergibt die Carboxylgruppe.

Malonester-Synthese

Bei der Malonester-Synthese wird der Malonester durch eine starke Base deprotoniert und anschließend mit einem Halogenalkan alkyliert. Durch anschließende Hydrolyse und Decarboxylierung werden substituierte Carbonsäuren erhalten.

Kolbe-Schmitt-Reaktion

Diese Reaktion führt zur Synthese von Salicylsäure aus Phenolaten, die mit Kohlendioxid bei hoher Temperatur und Druck reagieren. Das entstandene Produkt wird durch Ansäuerung zu Salicylsäure.

Carbonsäure aus Estern und Lactonen

Durch die Hydrolyse von Estern und Lactonen, entweder sauer oder basisch katalysiert, können ebenfalls Carbonsäuren gewonnen werden. Hier spaltet sich der Ester in die entsprechende Carbonsäure und einen Alkohol.

Gabriel-Synthese

Bei der Gabriel-Synthese werden Phthalimidkalium und ein Halogenalkan zur Bildung von primären Aminen eingesetzt, aber auch Carbonsäuren können als Nebenprodukte entstehen, wenn das Phthalimid in einer späten Reaktionsstufe hydrolysiert wird.

Decarboxylierungsreaktionen

Carbonsäuren können unter Wärmeeinwirkung ein Molekül Kohlendioxid verlieren, was als Decarboxylierung bezeichnet wird. Insbesondere β-Ketocarbonsäuren oder Malonsäurederivate neigen zu dieser Reaktionsart.

Reduktion von Carbonsäure-Derivaten

Gelegentlich werden Carbonsäuren auch durch die Reduktion von Carbonsäure-Derivaten, wie zum Beispiel Säurehalogeniden oder Anhydriden, synthetisiert, wenn das Zielmolekül bestimmte funktionelle Gruppen in der Nähe der Carboxylgruppe aufweisen soll.

Note

Wichtiger Hinweis zum IMPP Das IMPP fragt besonders gerne nach der Mechanistik und den Bedingungen, unter denen bestimmte Synthesewege zu Carbonsäuren führen. Hierbei ist es wichtig, sich die Reagenzien wie Grignard-Verbindungen und deren Reaktivität mit CO2 oder die spezifischen Bedingungen der Oxidationsreaktionen zu merken. Auch Eigenschaften von Carbonsäuren wie deren Acidität und mögliche Substituenteneffekte werden häufig abgefragt.

Rolle von Substituenten

Beachte bei der Herstellung von Carbonsäuren zudem, dass Substituenten die Reaktivität beeinflussen können. Elektronenziehende Gruppen erhöhen beispielsweise die Acidität der Carbonsäuren, indem sie die negative Ladung der konjugierten Base stabilisieren, und können sowohl die Zweitschritte bei Synthesen als auch die Stabilität des Produkts beeinflussen.

Reaktionen und Derivate von Carbonsäuren

Grundlagen

Carbonsäuren sind organische Verbindungen, die mindestens eine Carboxylgruppe (-COOH) enthalten. Das Wasserstoffatom in dieser Gruppe ist acide, was bedeutet, dass es leicht in Form eines Protons \((H^+)\) abgespalten werden kann. Aufgrund dieser Eigenschaft können Carbonsäuren an einer Vielzahl von Reaktionen teilnehmen.

Reaktionen mit Nukleophilen

Das acide Wasserstoffatom macht Carbonsäuren reaktionsfähig gegenüber starken Nukleophilen, wie z.B. Grignard-Reagenzien. Bei der Reaktion von Carbonsäuren mit diesen Reagenzien entstehen nach einer sauren Aufarbeitung häufig Alkohole. Eine Besonderheit ist die Reaktion mit Kohlendioxid \((CO2)\) und einem Grignard-Reagenz zur Bildung einer neuen Carbonsäure. Dies illustriert, wie Carbonsäuren auch in Form ihrer Anionen an Reaktionen teilnehmen können.

Umwandlung in Derivate

Durch Reaktionen mit Grignard-Reagenzien, Hydrolyse unter ansäuernden oder basischen Bedingungen und mit anderen Reagenzien wie Thionylchlorid, können Carbonsäuren in eine Vielzahl von Derivaten umgewandelt werden. Zu diesen Derivaten gehören Ester, Amide, Anhydride und Säurechloride.

Decarboxylierungsreaktionen

Einige Carbonsäuren können unter bestimmten Bedingungen ein Kohlenstoffdioxidmolekül abspalten, einen Prozess, der als Decarboxylierung bezeichnet wird. Dies ist besonders häufig bei β-Ketocarbonsäuren der Fall, da hier die Nähe der Ketogruppe zur Carboxylgruppe diesen Prozess begünstigt.

Mechanismus der Decarboxylierung3
Schlüsselkonzept Decarboxylierung

Beta-Ketocarbonsäuren neigen zur Decarboxylierung.

Bildung von CO2 und weiteren Produkten

Neben der Decarboxylierung zu kleineren Kohlenwasserstoffketten oder Aminen ist auch die Bildung von Gasen wie bei der sauren Spaltung von β-Ketoestern unter Erhitzen relevant, bei der CO2 freigesetzt wird.

Veresterungs- und Hydrolysereaktionen

Carbonsäuren können unter saurer Katalyse in ihre Ester umgewandelt werden. Diese Reaktion ist umkehrbar, und durch Hydrolyse der Ester kann die entsprechende Carbonsäure zurückgewonnen werden.

Cannizzaro-Reaktion und Disproportionierung

Bei den Carbonsäure-Derivaten wie Aldehyden kann eine Disproportionierungsreaktion, die sogenannte Cannizzaro-Reaktion, auftreten. Dabei entstehen aus einem formaldehydhaltigen Stoffgemisch eine Carbonsäure und ein Alkohol.

Zusammenfassung

  • Reaktivität der Carboxylgruppe: Carbonsäuren reagieren mit starken Nukleophilen wie Grignard-Reagenzien und bilden nach der sauren Aufarbeitung Alkane.
  • Acidität und Substituenteneinfluss: Elektronenziehende Gruppen erhöhen die Acidität von Carbonsäuren, indem sie die negative Ladung der konjugierten Base stabilisieren.
  • Herstellung von Carbonsäuren: Die Reaktion von Kohlendioxid mit Grignard-Verbindungen führt zur Bildung von Carbonsäuren.
  • Decarboxylierungsreaktionen: Carbonsäuren können unter Decarboxylierung ein Proton verlieren und zu kleineren organischen Molekülen oder gasförmigem CO2 reagieren.
  • Bildung von Alkoholen: Carbonsäuren bzw. Carbonsäurederivate reagieren mit Grignard-Reagenzien zu tertiären Alkoholen nach Hydrolyse.
  • Oxidation und weitere Reaktionen: Alkohole können zu Carbonsäuren oxidiert werden; Carbonsäuren sind an der Bildung von Esterbindungen und anderen biochemischen Vorgängen beteiligt.
  • Mesomeriestabilisierung: Die Carboxylat-Anionen von Carbonsäuren sind durch Mesomerie stabilisiert, was ihre Acidität begründet.

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Footnotes

  1. Credits Allgemeine Struktur der Carbonsäuren Grafik: , Carboxylic Acid General Structure V.1, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎

  2. Credits Oxidation von primären Alkoholen zur Carbonsäure Grafik: MAtheDA, Alkohol - Aldehyd - Carbonsäure, CC BY-SA 3.0↩︎

  3. Credits Mechanismus der Decarboxylierung Grafik: Yikrazuul, Decarboxylation of orsellinic acid to orcinol, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎