Sauerstoffsäuren des Schwefels

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Die Struktur der Sauerstoffsäuren des Schwefels und ihrer Salze

Sulfate und Sulfite

Beginnen wir mit den Sulfaten (\(\text{SO}_4^{2-}\)) und Sulfiten (\(\text{SO}_3^{2-}\)), den beiden bekanntesten Salzen der Sauerstoffsäuren des Schwefels. Hier ist wichtig, dass keine S-S- oder Sauerstoff-Sauerstoff-Bindungen vorhanden sind. Die Struktur der Sulfatanionen ist tetraedrisch, mit Schwefel in der Mitte, umgeben von vier Sauerstoffatomen.

Struktur des Sulfatmoleküls1
Merke

Die Oxidationszahl von Schwefel in Sulfaten ist +VI.

Sulfite sind anders aufgebaut, da sie nur drei Sauerstoffatome enthalten und somit ein Elektronenpaar am Schwefel freilassen, was zu einer trigonal-pyramidalen Struktur führt.

Thiosulfate und deren Besonderheiten

Bei Thiosulfaten (\(\text{S}_2\text{O}_3^{2-}\)) gibt es eine signifikante Besonderheit: eines der Sauerstoffatome des Sulfat-Anions ist durch ein Schwefelatom ersetzt. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Reaktivität, da die S-S-Bindung weniger stabil ist als die Sauerstoff-Sauerstoff-Bindungen. Thiosulfate werden oft als Reduktionsmittel eingesetzt und sind prominente Akteure in der Iodometrie, wo sie Iod zu Iodid reduzieren können.

Besonders gefragt beim IMPP

Das IMPP fragt besonders gerne nach der Reaktionsgleichung der Oxidation von Thiosulfat zu Tetrathionat durch Iod: \[2 S_2O_3^{2-} + I_2 → S_4O_6^{2-} + 2 I^-\]

Sauerstoffsauren mit S-S-Bindungen

Wir haben Anionen wie Dithionit (\(\text{S}_2\text{O}_4^{2-}\)) und Dithionat (\(\text{S}_2\text{O}_6^{2-}\)), bei denen jeweils zwei Schwefelatome über eine S-S-Bindung verbunden sind. Die Anordnung der Sauerstoffatome und die unterschiedliche Oxidationszustände der Schwefelatome beeinflussen sowohl ihre chemische Stabilität als auch die Reaktivität.

Disulfit und Tetrathionat

Disulfit, auch bekannt als Hydrogensulfit (\(\text{HSO}_3^{-}\)), und Tetrathionat (\(\text{S}_4\text{O}_6^{2-}\)) zeigen unterschiedliche Strukturkonzepte auf. Disulfit weist ein Schwefelatom auf, das von zwei Sauerstoffatomen unter Bildung einer Sulfonatgruppe umgeben ist. Tetrathionat hat vier Schwefelatome, verbunden als eine Kette, und zeigt Komplexität in der Struktur und Reaktivität.

Nomenklatur und Reaktionen

Bei der Nomenklatur ist es wichtig, die Endungen “-it” und “-at” zu verstehen. Diese geben Aufschluss über die Oxidationsstufe des Schwefels innerhalb der Verbindung. So steht “-it” für eine geringere Oxidationszahl, “-at” hingegen für eine höhere.

Relevante Reaktionen

Es ist essenziell, die Bildung von \(\text{SO}_3\) durch die Reaktion von Schwefeltrioxid mit Wasser zu kennen: \[\text{SO}_3 + \text{H}_2\text{O} → \text{H}_2\text{SO}_4\]

Betrachten wir spezielle Reaktionen, wie die Hydrolyse von Peroxodischwefelsäure (\(\text{H}_2\text{S}_2\text{O}_8\)), die zu Wasserstoffperoxid (\(\text{H}_2\text{O}_2\)) und Schwefelsäure (\(\text{H}_2\text{SO}_4\)) führt.

Autoprotolyse der Schwefelsäure

Ein weiteres wichtiges Konzept ist die Autoprotolyse der Schwefelsäure, bei der aus \(\text{H}_2\text{SO}_4\) Hydroniumionen (\(\text{H}_3\text{O}^+\)) und Hydrogensulfationen (\(\text{HSO}_4^{-}\)) gebildet werden, welche bei hoher Konzentration in reiner Säure auch in Sulfationen (\(\text{SO}_4^{2-}\)) weiterdissoziieren können:

\[2 \text{H}_2\text{SO}_4 ⇌ \text{H}_3\text{O}^+ + \text{HSO}_4^- + \text{SO}_4^{2-}\]

Die Struktur und Reaktivität von Derivaten der Sauerstoffsäuren des Schwefels

Struktur von Thionylchlorid (SOCl2) und Sulfurylchlorid (SO2Cl2)

Thionylchlorid und Sulfurylchlorid sind Chloride der schwefligen Säure (H2SO3) bzw. der Schwefelsäure (H2SO4). Thionylchlorid hat die Strukturformel SOCl2 und ist damit das Sauerstoffanalogon der schwefligen Säure, in dem die beiden Hydroxygruppen durch Chloratome ersetzt sind. Das Molekül hat eine pyramidenförmige Struktur mit dem Schwefelatom an der Spitze.

Struktur von Thionylchlorid2

Sulfurylchlorid hingegen hat die Strukturformel SO2Cl2 und ist das Dichlorid der Schwefelsäure. Es besitzt eine ähnliche Struktur zur Schwefelsäure, aber auch hier sind die Hydroxygruppen durch Chloratome ersetzt. Das Molekül ist planar, wobei das Schwefelatom von zwei Sauerstoff- und zwei Chloratomen umgeben ist.

Reaktion von Thionylchlorid mit Wasser

Relevanz der Hydrolyse von Thionylchlorid

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Reaktion von Thionylchlorid mit Wasser Schwefeldioxid (SO2) und Salzsäure (HCl) bildet, aber nicht Schwefelwasserstoff (H2S).

Die Hydrolyse von Thionylchlorid ist eine exotherme Reaktion:

\[ SOCl_2 + 2H_2O → 2HCl + SO_2 ↑ \]

Da Thionylchlorid ein Derivat der schwefligen Säure ist und der Schwefel in der Oxidationsstufe +IV vorliegt, wird bei dieser Reaktion kein Schwefelwasserstoff generiert.

Umgang mit Schwefeltrioxid

Schwefeltrioxid (SO3) ist das Anhydrid der Schwefelsäure und reagiert sehr heftig mit Wasser zu Schwefelsäure:

\[ SO_3 + H_2O → H_2SO_4 \]

Diese Reaktion ist stark exotherm und kann zu einer gefährlichen, thermischen Reaktion führen, weshalb im Labor besondere Vorsicht geboten ist.

Verwendung von Thionylchlorid in der organischen Chemie

Thionylchlorid findet breite Anwendung in der organischen Synthese, speziell für die Herstellung von Carbonsäurechloriden aus Carbonsäuren sowie für die Chlorierung von Alkoholen zu Alkylchloriden.

\[ RCOOH + SOCl_2 → RCOCl + SO_2 + HCl \] \[ ROH + SOCl_2 → RCl + SO_2 + HCl \]

Im ersten Fall ersetzt ein Chloratom die Hydroxygruppe der Carbonsäure, und im zweiten Fall wird ein Alkohol in das entsprechende Chloralkan überführt.

Reaktivität von Schwefeldioxid und Bildung von Thiosulfat

Oxidationszahlen bei der Bildung von Thiosulfat

Beim Reaktionsprozess von Schwefeldioxid mit Sulfit-Ionen zu Thiosulfat ist das Verständnis der Oxidationszahlen von großer Bedeutung.

Schwefel in elementarer Form (Oxidationszahl 0) reagiert mit Sulfit-Ionen (\(SO_3^{2-}\)), zu Thiosulfat-Ionen (\(S_2O_3^{2-}\)):

\[ S + SO_3^{2-} → S_2O_3^{2-} \]

Hier kommt es zur Verschiebung der Oxidationszahlen, und es entsteht eine Verbindung, in der ein Schwefelatom die Oxidationszahl +II und das andere -II hat.

Zusammenfassung

  • Anodische Gewinnung von Peroxodischwefelsäure: Peroxodischwefelsäure entsteht elektrochemisch an der Anode aus Schwefelsäure und kann zu Wasserstoffperoxid und Schwefelsäure hydrolysiert werden.
  • Oxidation von Thiosulfat: In Anwesenheit von Brom wird Thiosulfat zu Sulfat oxidiert, ein Beispiel für die Reaktion von Thiosulfaten mit stärkeren Oxidationsmitteln.
  • Struktur von Schwefelanionen: Verständnis der molekularen Strukturen wie Sulfit (SO3^(2-)) und Thiosulfat (S2O3^(2-)) ist wesentlich für das korrekte Zuweisen von Ionen.
  • Dithionit und Disulfit: Kenntnis der Struktur und Zusammensetzung von Schwefeloxoanionen, wie Disulfit mit einem Sauerstoffatom, das als Brücke zwischen zwei Schwefelatomen dient, und Dithionit mit einer S-S-Bindung.
  • Reaktion von Schwefel mit Sulfit: Schwefel reagiert mit Sulfit-Ionen unter Bildung von Thiosulfat und demonstriert die Reaktivität von elementarem Schwefel.
  • Thionylchlorid und seine Reaktionen: Die Reaktion von Thionylchlorid (SOCl2) mit Wasser führt zur Bildung von Schwefeldioxid (SO2) und HCl, nicht zu Schwefelwasserstoff (H2S).
  • Sauerstoffhaltige Säuren und Anhydride: Die Kenntnis von Säuren und Anhydriden wie Schwefeltrioxid (SO3), das mit Wasser zu Schwefelsäure reagiert, ist für das Verständnis von Reaktionen essenziell.

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Footnotes

  1. Credits Struktur des Sulfatmoleküls Grafik: YinY., Sulfate-ion-2D-dimensions, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎

  2. Credits Struktur von Thionylchlorid Grafik: myself, Thionyl chloride, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎