Reaktionsablauf im geschlossenen System

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Die Thermodynamik chemischer Reaktionen in geschlossenen Systemen

Die Thermodynamik chemischer Reaktionen ist ein zentrales Thema in der Chemie, insbesondere weil sie bestimmt, ob eine Reaktion spontan abläuft oder nicht. In diesem Kapitel fokussieren wir uns auf das Verständnis der freien Reaktionsenthalpie (Gibbs-Energie, \(\Delta G\)) und welche Rolle sie bei der Beurteilung des Reaktionsablaufs und des Gleichgewichts in geschlossenen Systemen spielt.

Freie Reaktionsenthalpie (Gibbs-Energie)

Die freie Reaktionsenthalpie \(\Delta G\) ist der wichtigste thermodynamische Parameter zur Bestimmung der Spontanität einer Reaktion. Sie ist definiert als die Differenz zwischen der Enthalpieänderung \(\Delta H\) und dem Produkt aus der absoluten Temperatur \(T\) und der Entropieänderung \(\Delta S\):

\[ \Delta G = \Delta H - T \cdot \Delta S \]

Wichtig zu merken

Eine Reaktion in einem geschlossenen System läuft spontan ab (exergonisch), wenn \(\Delta G < 0\). Dies bedeutet, dass die freie Enthalpie des Systems abnimmt.

Exergonische und endergonische Reaktionen

Je nach Vorzeichen von \(\Delta G\) werden Reaktionen als exergonisch oder endergonisch klassifiziert. Exergonische Reaktionen mit \(\Delta G < 0\) laufen freiwillig ab, wohingegen endergonische Reaktionen mit \(\Delta G > 0\) nicht freiwillig ablaufen und Energiezufuhr benötigen.

Reaktionsablauf ≠ Spontaneität

Das IMPP fragt besonders gerne nach der Unterscheidung zwischen Spontaneität (gegeben durch \(\Delta G\)) und dem Reaktionsablauf, der auch durch kinetische Hemmungen beeinflusst wird.

Einfluss der Temperatur

Die Temperatur beeinflusst \(\Delta G\) signifikant über den Entropieterm \(T \cdot \Delta S\), besonders bei höheren Temperaturen. Für exotherme Reaktionen (mit \(\Delta H < 0\)) kann eine Temperaturerhöhung das Gleichgewicht in Richtung der Edukte verschieben, da dies die freie Enthalpie des Systems erhöht und die Reaktion weniger spontan macht.

Einfluss des Drucks und der Konzentration

Le Chatelier’s Prinzip besagt, dass ein System im Gleichgewicht bestrebt ist, externen Veränderungen wie Druck- oder Konzentrationserhöhungen entgegenzuwirken. So führt eine Erhöhung des Drucks in einem geschlossenen System häufig zur Begünstigung der Richtung mit weniger Gasvolumen (weniger Mole), während die Erhöhung der Konzentration eines Produkts das Reaktionssystem veranlasst, in Richtung der Edukte zu reagieren, um die Konzentration zu senken.

Berechnungen mit der freien Reaktionsenthalpie

Für mehrstufige Reaktionen in geschlossenen Systemen addieren sich die freien Enthalpien der Teilreaktionen, und die Produkte der Gleichgewichtskonstanten ergeben die Gesamtgleichgewichtskonstante. Dies hilft, komplexe Reaktionen in einfachere Schritte zu untergliedern und die Gesamtänderung in der freien Enthalpie zu berechnen.

Phasenübergänge

Bei konstanter Temperatur und Druck bleibt die freie Enthalpie eines reinen Stoffs konstant, während Phasenübergänge wie Schmelzen oder Verdampfen stattfinden, was bedeutet, dass sich die innere Energie des Systems ändert, aber ohne eine Änderung von \(\Delta G\).

Abschließende Anmerkungen

Für das IMPP ist es besonders wichtig, dass du verstehst, dass \(\Delta G\) das entscheidende Kriterium für die Spontaneität einer Reaktion ist und nicht verwandte Konzepte wie \(\Delta H\) und \(\Delta S\), obwohl diese auch in die Berechnung von \(\Delta G\) einfließen. Eine Reaktion kann sehr wohl exotherm sein (mit \(\Delta H < 0\)), aber dennoch endergonisch, wenn der negative Beitrag der Entropieänderung bei einer gegebenen Temperatur den Enthalpiebeitrag überwiegt.

IMPP-Fokus

Ein tiefes Verständnis der Gibbs-Energie und ihrer Auswirkungen auf Reaktionsablauf und chemisches Gleichgewicht ist entscheidend. Dabei sind vor allem die Konzepte Spontaneität (\(\Delta G < 0\)), die Auswirkungen von Temperaturänderungen und die Anwendung des Prinzips von Le Chatelier von Bedeutung.

Zusammenfassung

  • Exergonisch vs. Endergonisch – Exergonische Reaktionen haben eine Abnahme der freien Reaktionsenthalpie (ΔG < 0) und laufen spontan ab, im Gegensatz zu endergonischen Reaktionen mit ΔG > 0, die Energiezufuhr benötigen.
  • Freie Reaktionsenthalpie (ΔG) – Bestimmt die Spontaneität einer Reaktion; sie muss negativ sein für exergonische, spontane Prozesse und wird durch ΔG = ΔH - TΔS berechnet.
  • Le Chatelier-Prinzip – Änderungen, wie Temperatur- oder Druckerhöhung, verschieben das chemische Gleichgewicht einer Reaktion, um die Änderung zu minimieren (z.B. verschoben zu Edukten bei exothermen Reaktionen bei Temperaturzunahme).
  • Kinetische Hemmungen – Verhindern oder verlangsamen den Ablauf einer thermodynamisch möglichen Reaktion und können oft durch Katalysatoren oder Temperaturerhöhung überwunden werden.
  • Entropie und Enthalpie – Bei höheren Temperaturen hat der Entropieterm einen größeren Einfluss auf ΔG; Entropieänderungen (ΔS) und Reaktionsenthalpie (ΔH) können variieren und beeinflussen, ob eine Reaktion spontan ist.
  • Mehrstufige Reaktionen – Die Änderungen der freien Enthalpien (ΔG) einzelner Schritte addieren sich zur gesamten freien Reaktionsenthalpie, und das Produkt der Gleichgewichtskonstanten der Teilreaktionen ergibt die Gesamtkonstante.
  • Phasenübergangswärme – Bei konstanter Temperatur und Druck bleibt die freie Enthalpie gleich, während der Energieaustausch in Form von Schmelz- oder Verdampfungsenthalpie stattfindet.

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