Aldehyde

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Grundlagen und Reaktionen von Aldehyden

Struktur und Eigenschaften von Aldehyden

Aldehyde sind organische Verbindungen, die als funktionelle Gruppe eine Carbonylgruppe (C=O) tragen, an die ein Wasserstoffatom und ein Alkyl- oder Arylrest gebunden sind (Generalformel R-CHO). Diese Gruppierung ist verantwortlich für die charakteristischen Eigenschaften und Reaktionen von Aldehyden.

Struktur von Aldehyden1

Wichtig: Die Aldehydgruppe zeichnet sich durch ihre Polarität aus, die aus der Elektronegativitätsdifferenz zwischen Sauerstoff und Kohlenstoff resultiert. Das Sauerstoffatom zieht die Bindungselektronen stärker zu sich hin, wodurch der Kohlenstoff eine partiell positive Ladung erhält. Diese Eigenschaft ist entscheidend für das Reaktionsverhalten von Aldehyden, da sie zu einem elektrophilen Kohlenstoffzentrum führen und somit Reaktionen mit Nukleophilen ermöglichen.

Bildung von Wasserstoffbrücken

Aufgrund der Polarität können Aldehyde, falls ein Akzeptor in der Nähe ist, Wasserstoffbrücken mit anderen Molekülen ausbilden. Dies beeinflusst ihre physikalischen Eigenschaften wie Siedepunkt und Löslichkeit in Wasser.

Physikalische Eigenschaften

Aldehyde haben in der Regel niedrigere Siedepunkte als Alkohole, da sie zwar polar sind und Van-der-Waals-Kräfte ausbilden, aber keine intermolekularen Wasserstoffbrücken wie Alkohole. Ihre Löslichkeit in Wasser nimmt mit zunehmender Kettenlänge ab, da der hydrophobe Alkylteil überwiegt.

Herstellung von Aldehyden

Oxidation von primären Alkoholen

Einer der wichtigsten Wege zur Herstellung von Aldehyden ist die Oxidation von primären Alkoholen. Bei dieser Oxidation muss darauf geachtet werden, dass der Alkohol nicht weiter zu einer Carbonsäure oxidiert wird.

Spaltung von vicinalen Diolen (Malaprade-Reaktion)

Bei der Malaprade-Reaktion werden vicinale Diole mit Periodaten wie Natrium- oder Kaliumperiodat behandelt, um die Aldehyde freizusetzen.

Aus Ethanal

Durch chemische Reduktion von Ethanal (Acetaldehyd) können zusätzlich Aldehyde synthetisiert werden, zum Beispiel durch die Hydrolyse von Polymeren wie Metaldehyd.

Herstellung unter Beachtung von Nebenprodukten

Bei der Synthese von Aldehyden ist es besonders wichtig, Nebenreaktionen zu beachten. Das IMPP fragt besonders gerne nach der Oxidation von primären Alkoholen und bei welchem Schritt man aufhören muss, um einen Aldehyd zu bekommen und nicht eine Carbonsäure.

Reaktionsmechanismen von Aldehyden

Cannizzaro-Reaktion

Aldehyde ohne alpha-ständige Wasserstoffatome können unter basischen Bedingungen eine Cannizzaro-Reaktion eingehen, bei der das Aldehydmolekül zu einem Alkohol reduziert und ein anderes zu einer Carbonsäure oxidiert wird.

Der Überblick über die Cannizzaro-Reaktion.2

Aldol-Kondensation

Die Aldolreaktion ist eine wichtige Reaktion, bei der Aldehyde mit alpha-Wasserstoffatomen unter Bildung von β-Hydroxyaldehyden reagieren. Die nachfolgende Kondensation (Dehydratation) führt zur Bildung von α,β-ungesättigten Aldehyden.

Grignard-Reaktion

Aldehyde reagieren mit Grignard-Reagenzien zu sekundären Alkoholen. Hier ist das Verständnis der Reaktionsführung und Aufarbeitung wichtig. Der Carbonylkohlenstoff von Aldehyden wirkt als Elektrophil und reagiert mit dem nucleophilen organometallischen Reagens.

Bildung von Alkoholen mit Grignard-Reagenzien

Das IMPP fragt besonders gerne nach der Reaktion von Aldehyden mit Grignard-Reagenzien und den dabei entstehenden sekundären Alkoholen. Hierbei ist das Verständnis wichtig, dass der Grignard-Reagenz das Nukleophil und der Aldehyd das Elektrophil ist.

Knoevenagel-Reaktion

Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der Aldol-Kondensation, bei der Aldehyde mit CH-aciden Verbindungen reagieren und dadurch Alkene gebildet werden. Das IMPP könnte nach Mechanismus und Produkten dieser Kondensationsreaktion fragen.

Strecker-Synthese

Bei dieser Reaktion werden Aldehyde als Ausgangsstoffe für die Synthese von Aminosäuren verwendet. Aldehyde reagieren zunächst mit Ammoniak zu Iminen, die anschließend mit Cyanid zu Aminonitrilen und weiter zu Aminosäuren umgesetzt werden.

Oxidations- und Reduktionsreaktionen

Aldehyde lassen sich zu Carbonsäuren oxidieren und können zu primären Alkoholen reduziert werden. Die Auswahl des richtigen Oxidations- oder Reduktionsmittels ist entscheidend.

Unterschiedliche Typen von Aldehyden

Jeder Aldehydtyp weist spezifische Reaktionen auf:

  • Formaldehyd bildet in wässriger Lösung Hydrate und ist Ausgangsstoff für Polymerisationen.
  • Acetaldehyd ist ein Beispiel für einen Aldehyd mit der Möglichkeit zur Aldolreaktion.
  • Benzaldehyd zeigt charakteristische Reaktionen in Knoevenagel- und Strecker-Reaktionen und kann zur Synthese chiraler Moleküle verwendet werden.
Achtung: Reaktionstypen je nach Aldehyd

Das IMPP legt Wert darauf, dass ihr die Unterscheidung zwischen verschiedenen Aldehyden und die daraus resultierenden unterschiedlichen Reaktionswege kennt.

Denkt bei der Vorbereitung auf das Examen immer an die Reaktivität der Aldehydgruppe und deren verschiedene Reaktionsmechanismen. Behaltet ebenso die verschiedenen Herstellungsmethoden und die Besonderheiten der einzelnen Aldehydtypen im Hinterkopf. Die Beispiele und Reaktionsmechanismen, die ich hier aufgezeigt habe, sind essenziell, um typische Prüfungsfragen erfolgreich zu beantworten.

Derivate und funktionelle Gruppen von Aldehyden

Aldehyde sind in der organischen Chemie aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Reaktivität bedeutsame Moleküle. In diesem Teil der Lernseite schauen wir uns intensiv die durch die Aldehydgruppe -CHO entstehenden Derivate und funktionellen Gruppen an und erklären die generellen Mechanismen und Konzepte, die relevant für das Verständnis und die Anwendung in der synthetischen Chemie sind.

Acetale, Halbacetale und deren Stabilität

Beginnen wir mit den Acetalen und Halbacetalen. Ein Halbacetal bildet sich, wenn ein Alkohol mit einem Aldehyd unter Addition an das Carbonylkohlenstoffatom reagiert. Bei weiterer Reaktion mit einem Alkohol entsteht das Acetal. Diese reversible Reaktion ist insbesondere bei der Stabilisierung von Aldehyden von Bedeutung. Formaldehyd ist ein Beispiel, bei dem die Hydratform überwiegend vorliegt.

Acetalstruktur3
Note

Tipp für die Prüfung: Das IMPP fragt besonders gerne nach der Stabilität von Halbacetalen und Acetalen, da sie vielfach in der Zuckerchemie relevant sind.

Imin- und Enaminbildung

Wenn Ammoniak oder primäre Amine mit Aldehyden reagieren, bilden sich Imine (-C=N-), bei sekundären Aminen entstehen Enamine (-C=N-C=C-). Die Bildung von Iminen ist ein Schlüsselschritt in zahlreichen organischen Reaktionen, einschließlich der Mannich-Reaktion.

Oxime, Hydrazone und Semicarbazone

Die Reaktionsprodukte von Hydroxylamin mit Aldehyden sind Oxime (-C=N-OH). Reagieren Aldehyde hingegen mit Hydrazinen, entstehen Hydrazone (-C=N-NH_2), und die Reaktion mit Semicarbazid führt zur Bildung von Semicarbazonen. Diese Derivate sind häufig als Zwischenprodukte bei der Charakterisierung von Aldehyden von Interesse, weil sie kristallin und gut zu isolieren sind.

Reaktivität von α-halogenierten Aldehyden und Aldolkondensation

Ein klassisches Thema, mit dem sich das IMPP gerne befasst, ist die Reaktivität von α-halogenierten Aldehyden und ihre Verwendung in Aldolkondensationen. Dabei werden die Hydroxylgruppen in β-Hydroxycarbonylverbindungen abgespalten, um eine α,β-ungesättigte Verbindung zu erhalten.

Mannich-Reaktion und Aminale

Die Mannich-Reaktion ist eine mehrkomponentige Reaktion, bei der ein Aldehyd mit einem Amin und einer CH-aciden Verbindung zu einem Amin-Alkohol-Derivat (Aminal oder Mannich-Base) reagiert; dies ist ein essenzieller Schritt in der Synthese vieler Naturstoffe.

Note

Prüfungsthema Mannich-Reaktion: Das IMPP könnte danach fragen, welche Produkte sich bilden, wenn bestimmte Substrate in einer Mannich-Reaktion eingesetzt werden.

Einfluss von Substituenten auf die Stabilität von Aldehydhydraten

Substituenten am Aldehyd beeinflussen die Stabilität der Hydratform. Elektronenziehende Gruppen stabilisieren das Hydrat, indem sie den partiellen positiven Ladungscharakter am Carbonylkohlenstoff verringern. Beispielsweise ist bei Chloralhydrat das Hydrat stabiler als das entsprechende Carbonylderivat.

Säure-Base-Verhalten und spezielle Reaktionen von Aldehyden

Aldehyde spielen in vielen Synthesen der organischen Chemie eine zentrale Rolle, da sie aufgrund ihrer reaktiven Carbonylgruppe vielfältige Reaktionen eingehen können. Insbesondere ihr Säure-Base-Verhalten und die daraus resultierenden Reaktionen sind für das Verständnis ihrer Chemie entscheidend.

α-CH-Acidität der Aldehyde und Enolisierung

Aldehyde mit einem Wasserstoffatom am α-Kohlenstoff (dem Kohlenstoffatom direkt neben der Carbonylgruppe) weisen eine sogenannte α-CH-Acidität auf. Das bedeutet, dass sie ein Proton (ein H^+-Ion) abgeben können, um ein Carbanion zu bilde, das durch Resonanz mit der Carbonylgruppe stabilisiert wird.

Fokus auf den stabilisierenden Effekt der Resonanz

Begreift, dass die Stabilisierung des gebildeten Carbanions durch Resonanz mit der Carbonylgruppe enorm wichtig für die Reaktivität von Aldehyden ist.

Durch das Entfernen des α-Wasserstoffatoms als Proton und das Zurückbleiben eines Elektrons am α-C-Atom entsteht ein resonanzstabilisiertes Enolat-Ion. Dieser Prozess wird auch als Enolisierung bezeichnet. In Gegenwart einer Base wird also aus dem Aldehyd ein Enolat-Ion.

Aldol-Reaktion: Ein klassisches Beispiel für C-H-Acidität

Die Aldol-Reaktion ist eine der wichtigsten Reaktionen, die das Konzept der C-H-Acidität anschaulich machen. Ein Aldehyd reagiert hier unter Baseneinwirkung zu einem Enolat, welches dann mit einem zweiten Molekül des Aldehyds oder eines anderen Carbonyl-Verbindung zu einer Beta-Hydroxycarbonylverbindung (dem Aldol) reagiert. Unter Wärmeeinwirkung kann Wasser abgespalten werden, und es entsteht eine α,β-ungesättigte Carbonylverbindung als Produkt einer Aldol-Kondensation.

Bedeutung der Aldol-Reaktion

Die Aldol-Reaktion ist ein Kernbeispiel in der organischen Chemie, welche die C-H-Acidität verdeutlicht und den Weg zu komplexen Molekülstrukturen ebnet.

Einfluss von Säuren und Basen

Säuren und Basen können das Reaktionsverhalten von Aldehyden stark beeinflussen. In der Cannizzaro-Reaktion, bei der Aldehyde ohne α-Wasserstoffatome in Gegenwart starker Basen zu Alkoholen und Carbonsäuren reagieren, wird dies deutlich. Auch die Benzoin-Kondensation, in der zwei Moleküle eines Aldehyds unter dem Einfluss von Cyanidionen als Katalysator zu Benzoin reagieren, demonstriert die Rolle von Base oder Säure bei der Steuerung chemischer Reaktionen von Aldehyden.

Zusammenfassung

  • Cannizzaro-Reaktion: Aldehyde ohne alpha-H-Atome werden in stark basischem Milieu zu Alkohol und Carbonsäure umgesetzt.
  • Corey-Seebach-Synthese: Nutzung von Thioacetalen als Zwischenprodukte und Umpolung der Acetal-C-Atome für die Synthese von Aldehyden.
  • Grignard-Reaktion: Aldehyde reagieren mit Grignard-Reagenzien zu primären oder sekundären Alkoholen, je nach Aldehyd-Struktur.
  • Hydratbildung: Aldehyde können mit Wasser Hydrate bilden, welche im Fall von Formaldehyd bevorzugt sind und das Gleichgewicht auf der Hydratseite liegt.
  • Aldolkondensation: Aldehyde können mit Aldehyden oder Ketonen unter Bildung von β-Hydroxycarbonylverbindungen reagieren, die durch Wasserabspaltung zu α,β-ungesättigten Verbindungen dehydrieren können.
  • Ozonolyse: Umsetzung von Alkenen mit Ozon, gefolgt von reduktiver Aufarbeitung, liefert Aldehyde an den ehemaligen Doppelbindungen.
  • Strecker-Synthese: Aldehyde werden mit Ammoniak und Cyanwasserstoff umgesetzt, wobei Aminonitrile und nachfolgend Aminosäuren entstehen.

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Footnotes

  1. Credits Struktur von Aldehyden Grafik: , Simple Aldehydes Structural Formulae V.1, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎

  2. Credits Der Überblick über die Cannizzaro-Reaktion. Grafik: Whoopie23, Cannizzarro Übersichtsreaktion-v8, CC BY-SA 3.0↩︎

  3. Credits Acetalstruktur Grafik: Astrid 91, Acetal V1, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons↩︎