§ 30
Die zur Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Versorgung der Patienten des Krankenhauses notwendigen Arzneimittel und apothekenpflichtigen Medizinprodukte müssen in ausreichender Menge vorrätig gehalten werden, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf für zwei Wochen entsprechen muß. Abweichend von Satz 1 müssen parenteral anzuwendende Arzneimittel und Antibiotika zur intensivmedizinischen Versorgung in ausreichender Menge vorrätig gehalten werden, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf der intensivmedizinischen Abteilungen des jeweils versorgten Krankenhauses für sechs Wochen entsprechen muss. Abweichend von Satz 1 müssen Arzneimittel, die in einer Bekanntmachung nach § 130a Absatz 8b Satz 3 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch als Arzneimittel mit drohender oder bestehender versorgungsrelevanter Marktkonzentration eingestuft wurden und aus denen in der Krankenhausapotheke anwendungsfertige Zytostatikazubereitungen hergestellt werden, in einer Menge vorrätig gehalten werden, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf für vier Wochen entspricht. Die Verpflichtung nach Satz 3 besteht ab dem Zeitpunkt, zu dem seit der Bekanntmachung der Einstufung des jeweiligen Arzneimittels fünf Monate vergangen sind. Die in der Krankenhausapotheke vorrätig gehaltenen Arzneimittel und Medizinprodukte sind aufzulisten.
Vorratshaltung in Krankenhausapotheken: Umfang und Dokumentation
Paragraph 30 der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) regelt, in welcher Menge Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte in Krankenhausapotheken vorrätig gehalten werden müssen. Ziel ist es, die ordnungsgemäße Versorgung der Patienten im Krankenhaus jederzeit sicherzustellen. Der Paragraph definiert dabei klare Mindestvorratsmengen und legt besondere Vorgaben für bestimmte Arzneimittelgruppen fest.
Grundsatz: Zwei-Wochen-Vorrat
Krankenhausapotheken haben sicherzustellen, dass notwendige Arzneimittel und Medizinprodukte
„in ausreichender Menge vorrätig gehalten werden, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf für zwei Wochen entsprechen muß.“
Das bedeutet, die Apotheke muss den durchschnittlichen Verbrauch der letzten Zeit (z. B. auf Basis von Abgabedaten) für eine Periode von 14 Tagen stets lagern. So sollen Versorgungsengpässe bei unveränderten Patientenströmen auch kurzfristig vermieden werden.
Ausnahmen: Intensivmedizin und spezielle Substanzen
Es gibt zwei zentrale Ausnahmen, bei denen von diesem Zwei-Wochen-Prinzip abgewichen wird:
Parenterale Arzneimittel und Antibiotika für die Intensivmedizin
Hier fordert das Gesetz:
„[…] mindestens dem durchschnittlichen Bedarf der intensivmedizinischen Abteilungen des jeweils versorgten Krankenhauses für sechs Wochen entsprechen […]“
Das bedeutet: Für diese besonders kritische Patientengruppe ist ein sechs Wochen umfassender Vorrat zu halten. Das betrifft insbesondere Infusionen, lebensnotwendige Injektionen und spezielle Antibiotika, die auf Intensivstationen eingesetzt werden.
Zytostatika mit drohender/ bestehender Marktkonzentration
Weitere Vorgaben gibt es für Zytostatika, die als versorgungsrelevant durch das Sozialgesetzbuch bekanntgemacht wurden:
„[…] in einer Menge vorrätig gehalten werden, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf für vier Wochen entspricht.“
Diese Vorratspflicht (= 4 Wochen) gilt fünf Monate nach offizieller Bekanntmachung. Ziel ist ein erhöhter Schutz vor Lieferausfällen bei besonders kritischen Krebsmedikamenten, aus denen die Apotheke individuelle Zubereitungen herstellt.
Übersicht der Vorratspflichten
| Arzneimittel(-gruppe) | Mindestvorrat | Startzeitpunkt | 
|---|---|---|
| Standard-Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte | 2 Wochen | sofort | 
| Parenteralia & Antibiotika (Intensivmedizin) | 6 Wochen | sofort | 
| bestimmte Zytostatika mit Marktkonzentration | 4 Wochen | ab 5 Monate nach Bekanntmachung | 
Dokumentationspflicht
Ein weiterer Kerngedanke des Paragraphen:
„Die in der Krankenhausapotheke vorrätig gehaltenen Arzneimittel und Medizinprodukte sind aufzulisten.“
Das bedeutet: Jede Krankenhausapotheke ist verpflichtet, den aktuellen Lagerbestand aller Arzneimittel und relevanter Medizinprodukte exakt zu dokumentieren. Diese Auflistung dient der Nachvollziehbarkeit, Qualitätssicherung und behördlichen Prüfung.
Die Vorratshaltung nach § 30 ApBetrO ist eine grundlegende Pflicht! Ein NICHT-Befolgen kann zu Versorgungsproblemen, Hafung und zur Beanstandung bei pharmazeutischen oder behördlichen Kontrollen führen. Die Dokumentation aller Vorräte ist mindestens ebenso wichtig wie die physische Bevorratung.
Zusammenfassung
§ 30 ApBetrO fordert von Krankenhausapotheken, stets ausreichend Arzneimittel und Medizinprodukte für die ordnungsgemäße Versorgung aller Patienten auf Lager zu haben:
- Regelfall: Vorrat für 2 Wochen (Standardbedarf)
 - Ausnahme Intensivmedizin: 6 Wochen (parenterale Arzneimittel/Antibiotika)
 - Ausnahme Zytostatika mit Marktkonzentration: 4 Wochen (nach 5 Monaten Bekanntmachungsfrist)
 - Pflicht zur lückenlosen Dokumentation aller vorgehaltenen Medikamente und Medizinprodukte
 
Damit sorgt die Vorschrift für Versorgungssicherheit und Qualität im Klinikalltag – ein zentraler Baustein für die Berufspraxis von Krankenhausapothekerinnen und -apothekern.
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